"Klingen sie nicht doch alle gleich?" – So lautet eines der häufigsten Vorurteile über die Concerti von Antonio Vivaldi. Allein mehr als 200 hat er für die Violine geschrieben, hinzukommen zig weitere Konzerte für andere Soloinstrumente. Sechs davon sind original für die Blockflöte bestimmt ("flauto" bzw. "flautino"), sie zählen zum festen Repertoire eines jeden Blockflötisten. Entsprechend häufig wurden diese Konzerte schon eingespielt, jetzt hat Stefan Temmingh gemeinsam mit dem Capricornus Consort Basel seine Sicht auf diese Kompositionen vorgelegt.
Stefan Temmingh fasst die Konzerte von Vivaldi jeweils als "Miniatur-Opern" auf, in denen ein bestimmter Subtext vermittelt wird: das ernst und sakral wirkende c-Moll-Konzert (RV 441), das pastorale F-Dur-Konzert (RV 442) oder das von sprudelnder Virtuosität bestimmte G-Dur-Konzert (RV 443). Um die Individualität dieser Werke stärker herauszuarbeiten, wird jedes Konzert mit einer anderen Continuo-Besetzung begleitet: Mal ist es nur Orgel und Harfe, mal Cembalo und Gitarre, mal Laute und Psalterium. Dieser Kniff, der von Capricornus Consort Basel bestens umgesetzt wird, macht jedes Konzert über den reinen Notentext hinaus unverwechselbar. Außerdem werden zwischen den Stücken musikalische Zäsuren gesetzt: Vor jedem Konzert erklingt ein Präludium oder Choralvorspiel von Johann Sebastian Bach, der selbst ein großer Vivaldi-Fan war.
Das Spiel von Stefan Temmingh ist vom ersten bis zu letzten Ton faszinierend. Die virtuosen Abschnitte der schnellen Sätze gestaltet er scheinbar mühelos in großer Leichtigkeit, während er in den langsamen Sätzen mit klangschönen Ornamenten und Verzierungen aufwartet. Das fabelhaft aufgelegte Capricornus Consort Basel spielt mit Drive und Ausdruck und setzt in den Bach-Kompositionen ganz eigene Akzente. – Wenn jetzt noch irgendjemand behauptet, Vivaldis Konzerte klängen alle gleich, dann sollte er diese CD hören und wird danach seine Meinung ändern.
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