Im Jahre 2006 gründete der französische Sänger und Dirigent Raphaël Pichon sein Ensemble Pygmalion. Das Repertoire dieser gemischt vokal-instrumental besetzten Gruppierung ist sehr breit aufgestellt und reicht von früher italienischer Opernmusik über die großen Bühnenwerke von Rameau sowie Bachs Kirchenmusik bis hin zu Werken der Wiener Klassik. Zehn Jahre wartete Pichon ganz bewusst, ehe er sich mit Pygmalion der Matthäus-Passion von Bach zugewandt hat, zunächst in Konzerten, und jetzt – weitere fünf Jahre später – in einer Einspielung. Das Warten hat sich gelohnt, denn das Ensemble erweist sich einmal mehr sowohl im Chor als auch bei den Instrumentalisten als technisch perfekt und präsentiert ein hochvirtuoses und zugleich sehr farbenreiches Klangbild.
Besondere Hörhöhepunkte sind die Rezitative. Das liegt zum einen an Julian Prégardien, der mit großer Genauigkeit und Differenzierungslust den Part des Evangelisten ausfüllt, zum anderen aber auch an der Continuogruppe, die auf Cembalo, Orgel und Theorbe deutlich hörbare Akzente setzt. Der Chor verdient sich in den Turbae mit dramatischer Leidenschaft Bestnoten.
Die Schar der Solisten mit Stéphane Degout, Sabine Devieilhe, Reinoud van Mechelen, Hana Blažikova, Tim Mead und etlichen anderen liest sich wie ein „Who is Who“ der derzeit führenden Alte-Musik-Sänger. Und tatsächlich gibt es überwältigende Momente (etwa Sabine Devieilhe in der Arie „Aus Liebe will mein Heiland sterben“ oder Reinoud van Mechelen mit „Ich will bei meinem Jesu wachen“). Auf der anderen Seite ist Stéphane Degout ein recht hart klingender Jesus, bei anderen Sängern ist wiederum die Textverständlichkeit nicht ideal. Dass Raphaël Pichon in vielen Arien Extremtempi wählt, lässt überdies eine gewisse übergreifende Ruhe vermissen.
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