Diese Ausbildungskombination ist selten: Josef Mysliveček ließ sich von seinem Vater – dem Vorsteher der Prager Müllergilde – zum Müllermeister ausbilden, studierte aber parallel Philosophie an der Karls-Universität und nahm zusätzlich noch Geigen- und Kompositionsunterricht. Als 25-Jähriger entschied er sich dann für die Musik, ging nach Italien und feierte dort mit seinen Opern und Instrumentalwerken große Erfolge.
Das famose Ensemble 1704 aus Prag hat in den vergangenen Jahren zahreiche Werke böhmischer Komponisten mit maßstabsetzenden Aufnahmen in den Fokus genommen, an erster Stelle sind hier die herrlichen Zelenka-Einspielungen zu nennen. Mit Josef Mysliveček sorgen die Musiker unter Leitung von Vaclav Luks nun für eine weitere lohnende Wiederentdeckung eines tschechischen Komponisten des 18. Jahrhunderts. Eingespielt wurden drei Violinkonzerte und zwei Sinfonien, die stilistisch allesamt bereits der Klassik zuzuordnen sind. Mit seinen Werken hat er nicht zuletzt großen Einfluss auf den jungen Wolfgang Amadeus Mozart ausgeübt, den er in Italien persönlich getroffen hat.
Leila Schayegh ist die Solistin in gleich drei Violinkonzerten von Mysliveček. Die höchst anspruchsvollen Partien, die nicht selten wahrhaft theatralischen Charakter besitzen, spielt sie mit Bravour. Immer wieder enthalten die Partituren rasante Läufe, heikle Doppelgriffe in hoher Lage und virtuose Kadenzen, die Leila Schayegh mit genauester Intonation und Präzision wiedergibt. Aber auch die langsamen Sätze – versehen mit langen italienisch anmutenden Kantilenen – werden von ihr spannungsreich interpretiert. Das Ensemble 1704 präsentiert sich auch in diesem klassischen Repertoire als bestens disponiert. Mit Sinn für kontrastreiche Gestaltung erweisen sich Vaclav Luks und seine Instrumentalisten als beste Mysliveček-Interpreten.
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