Die Weihnachtshistorie von Heinrich Schütz zählt nach Bachs Weihnachtsoratorium zu den beliebtesten Vertonungen der Geschehnisse rund um die Geburt Christi. Allerdings ist eine Aufführung des Werkes in Originalbesetzung mit vielen Stimmen und Instrumenten ganz schön aufwändig. Das hat sich schon Heinrich Schütz gedacht und deshalb 1664 nur den puren Gesang des Evangelisten veröffentlicht. Die größer besetzten Szenen und Intermedien hielt er zurück, wohl wissend, dass ohnehin nur einige wenige Hofkapellen sich diese musikalische Pracht leisten konnten. Allerdings ermunterte Schütz im Vorwort zum Druck die potentiellen Käufer ausdrücklich, die fehlenden Teile „auf die ihnen beliebende Manier und vorhandenes Corpus Musicum aufs Neue selbst aufzusetzen oder durch andere componieren zu lassen.“
Dieser Ermunterung von Heinrich Schütz persönlich hat das Ensemble Polyharmonique nun wörtlich genommen. Namentlich der Ensembleleiter und Altist Alexander Schneider hat den Evangelienbericht von Schütz mit rund 20 zusätzlichen Kompositionen von Schütz selbst sowie etlichen seiner Zeitgenossen und Kollegen ergänzt und sich dabei an sein „Corpus Musicum“ gehalten, also 6 Vokalstimmen, 2 Violinen und Basso continuo. Herausgekommen ist eine höchst originelle Mischung aus weihnachtlichen Werken mitteldeutscher Meister. Irgendein stilistischer Bruch zwischen Schütz und Nicht-Schütz ist dabei nicht zu vernehmen.
Wie auf etlichen Produktionen der letzten Jahre hat Polyharmonique auch diesmal eine hervorragende Interpretation vorgelegt. Das gilt sowohl für die vielen Sololeistungen (allen voran Johannes Gaubitz als Evangelist) als auch für den homogenen Gesamtklang in der Vier- bis Sechsstimmigkeit, ergänzt durch ein kleines, aber sehr farbenfroh besetztes Instrumentalensemble. Für mich die Weihnachts-CD des Jahres 2021.
Keine bevorstehenden Termine