Joseph Haydn war in der Zeit um 1800 einer der populärsten Komponisten in ganz Europa. Seine Werke wurden vielfach gedruckt bzw. in Handschriften weitergegeben und in unterschiedlichsten Kontexten aufgeführt. Dabei blühte auch das zeitgenössische Bearbeitungswesen: Wenn die Originalbesetzung nicht verfügbar war, fertigte man kurzerhand Arrangements der beliebten Stücke für die jeweils vorhandenen Instrumente an.
Das Ensemble Nuovo aspetto, das schon kraft seines Namens nach neuen Klangaspekten sucht, hat auf seiner neuesten CD eine originelle Mischung aus „Haydn News“ zusammengestellt. Da finden sich die Sinfonie Nr. 60 („Der Zerstreute“) in einer Fassung des Salzburger Harfenisten (und Benediktinerpaters) Meingosius Gaelle für Harfe und Streichtrio, ein Concertino in einer lautendominierten Version und Haydn-Lieder, die hier mit Harfe begleitet werden.
Nuovo aspetto spielt auch diesmal in erlesener Besetzung, mit dabei sind die Ensemble-Gründer Michael Dücker (Laute), Elisabeth Seitz (Salterio) und Johanna Seitz (Harfe), aber auch die Geigerin Mayumi Hirasaki und der Flötist Martin Sandhoff. Die Sinfonie klingt mit fünfköpfiger Besetzung glasklar, wirkt aber dank rauschender Harfe und glitzendem Salterio gar nicht mal so kammermusikalisch. Das Concertino dagegen, vermutlich im Umkreis des Bayreuther Hofes arrangiert, ist durch den Wegfall der Oboe und die Dominanz der Laute zu feinster, intimer Kammermusik geworden. Hannah Morrison singt unter anderem den Variationensatz aus Haydns Sinfonie Nr. 53, der sich als französische Ariette („Je ne vous dirais“) verselbständigt hat. – Die überzeugende musikalische Darbietung dieser zeitgenössischen Arrangements lässt mal wieder darüber nachdenken, ob Originalbesetzungen eigentlich immer sakrosankt sein müssen…
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