Zur Michaelismesse des Jahres 1739 veröffentlichte der Leipziger Thomaskantor Johann Sebastian Bach eine Sammlung mit zahlreichen Choralbearbeitungen und freien Kompositionen für Orgel. In der Reihe seiner seit 1731 gedruckten Werke für Tasteninstrumente erhielt der Band den schlichten Titel: „Dritter Theil der Clavier-Übung“. Mit Blick auf die ausgewählten liturgischen Gesänge und Katechismuslieder wird die Sammlung häufig auch als „Orgelmesse“ bezeichnet. Aber der Druck stellt weit mehr dar als eine auskomponierte Gottesdienstordnung: Alle Choräle sind in zwei Fassungen vorhanden, wobei Bach jeweils eine ausführliche Version für größere Orgel (mit Pedal) und eine kürzere Alternativfassung (ohne Pedal) gegenüberstellte.
Neuaufnahme mit gesungenen Chorälen
Der belgische Organist Bart Jacobs hat nun eine neue Gesamtaufnahme dieser Sammlung vorgelegt. Er spielt auf der 2010 fertiggestellten Orgel in der Nikolaikirche von Sint-Niklaas in Belgien, ein stattliches Werk mit 45 Registern, das nach dem Vorbild norddeutscher Barockorgeln gebaut wurde. Gleichzeitig hat Jacobs aber auch den liturgischen Charakter der vielen Choralbearbeitungen im Blick, deshalb sind den Orgelstücken stets die entsprechenden Choräle beigefügt, zunächst einstimmig als Liedweise und dann noch einmal mehrstimmig in einem Bach-Satz.
Farbenreich und überzeugend
Bart Jacobs – Titularorganist der Brüsseler Kathedrale und gefragter Solist weltweit – bietet die vielgespielten Werke in hervorragender Qualität. Er spielt nie auf Effekt, wählt überlegte Tempi und hebt die Cantus firmi der Choräle immer wieder eindrucksvoll hervor. Zugute kommt ihm die grandiose Orgel in Sint-Niklaas, deren schier unerschöpfliche Farben Bart Jacobs in jedem Stück neu „mischt“, vom unnachgiebigen Plenumstück „Aus tiefer Not“ bis hin zum zärtlichen „Vater unser im Himmelreich“. Sinnvoll ist auch die Ergänzung der gesungenen Choräle, allerdings hätten diese wohl besser nach und nicht vor den Choralvorspielen platziert werden können.
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