Carl Philipp Emanuel Bach war – ohne es zu ahnen – so etwas wie der „Nestor“ der Wiener Klassiker. Haydn bezeichnete ihn als seinen wichtigsten Lehrer, obgleich er nie bei ihm persönlich studiert hatte; von Mozart stammt das Bonmot „Er ist der Vater, wir sind die Bub’n“, und Beethoven verlangte von seinem Verleger Breitkopf: „Die Carl Philipp Emanuel Bachsachen könnte sie mir wohl einmal schenken, sie vermodern ihnen doch.“
In diesem Lichte betrachtet, ist die von der Akademie für Alte Musik Berlin gewählte Kombination der beiden ersten Beethoven-Sinfonien mit zwei Sinfonien CPE Bachs geradezu zwingend. Beide Komponisten – obgleich zwei Generationen voneinander entfernt – wurden von ihren Zeitgenossen als experimentierfreudige Musiker sowie geniale Improvisatoren charakterisiert. In vielen Werken Bachs sind schroffe dynamische Gegensätze, gewagte Instrumentierungen und überraschende harmonische Wechsel zu hören, die bei Beethoven in anderer Weise wieder auftauchen.
Die Annäherung an Beethoven über CPE Bach bekommt der Aufnahme hervorragend. In relativ kleiner Orchesterbesetzung erreicht die Akademie für Alte Musik Berlin ein Höchstmaß an Transparenz und arbeitet viele feine Gegensätze heraus, die in sonstigen Aufnahmen oftmals untergehen. Fantastisch beispielsweise der Beginn des 4. Satzes der 1. Sinfonie, aber auch die langsamen Sätze, in denen samtige Streicher mit lieblichen Bläsern abwechseln. Schließlich ist insgesamt eine große Leichtfüßigkeit und Spielfreude zu vernehmen, die einen gelassen lächelnden (und nicht miesepetrigen) Beethoven suggeriert.
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