Das Werk von Ludwig van Beethoven hat die Akademie für Alte Musik Berlin in den zurückliegenden Jahren eher sporadisch beschäftigt. Mit Blick auf das Beethoven-Jahr 2020 wurde jedoch – maßgeblich unter der Ägide des Konzertmeisters Bernhard Forck – ein ganz neues Konzept erarbeitet: Beethovens Sinfonien werden von diesem Originalklang-Orchester nicht nur nach den Erkenntnissen der historischen Aufführungspraxis gespielt, sondern zugleich mit Werken seiner kompositorischen Vorbilder gekoppelt. Dahinter steckt der Gedanke, dass das „musikalische Genie“ Beethoven keinesfalls aus dem „Nichts“ gekommen ist, sondern immer im Kontext seiner Zeitgenossen betrachtet werden sollte
Gleich die erste Beethoven-Veröffentlichung von Akamus im Jubiläumsjahr bietet eine besonders spektakuläre „Paarung“: Eingespielt wurde die Sinfonie „Le portrait musical de la nature“ des Biberacher Organisten Justin Heinrich Knecht. Dieses bereits 1784 vollendete Stück ist ein direkter Vorläufer von Beethovens 6. Sinfonie, der „Pastorale“, werden doch auch hier Empfindungen aus der Natur nach einem konkreten Programm in Musik umgesetzt. Beide Werke umfassen fünf Sätze, geben die friedliche Natur wieder ebenso wie ein dramatisches Gewitter und schließen mit einem allgemeinen Lobpreis.
Vom ersten Ton an ist die Interpretation der Akademie für Alte Musik Berlin faszinierend und fesselnd. Mit relativ kleiner Streicherbesetzung und einer wohlüberlegten Aufstellung (Streicher und Bläser gegenüber) werden von den Orchestermitgliedern eindrucksvolle und neue musikalische Farben hervorgezaubert. Vom samtigen Streicherklang bis zur durchdringenden Piccoloflöte, vom grollenden Paukendonner bis zu herrlichen Holzbläsersoli bietet die Akademie Bestleistungen auf der ganzen Ebene. Und neben dem Genießen einer Höchstqualität in der Darbietung ergibt sich beim Hören gleich auch noch der Vergleich zweier Pastoral-Sinfonien. Beethoven bekommt dieser frische Blick „von vorn“ jedenfalls sehr gut.
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