Bach und Händel mit Vox luminis

Ein wunderbares Weihnachtsgeschenk aus Belgien: Vox luminis spielt Bachs "Magnificat" und Händels Psalmvertonung "Dixit Dominus" ein.

Vox luminis – "Stimme des Lichts" – nennt sich ein junges belgisches Vokalensemble, das in den vergangenen Jahren durch atemberaubende Interpretationen von Musik des 17. und frühen 18. Jahrhunderts auf sich aufmerksam gemacht hat. Unter Leitung des Flötisten und Sängers Lionel Meunier entstanden unter anderem Aufnahmen mit Motetten aus der Reformationszeit, frühen Bach-Kantaten sowie Requiem-Vertonungen von Kerll und Fux. Auf der neuesten CD des Ensembles werden zwei zentrale kirchenmusikalische Werke von Bach und Händel miteinander kombiniert.
Johann Sebastian Bach komponierte sein "Magnificat" während seines ersten Dienstjahres als Thomaskantor in Leipzig und führte es zum Weihnachtsfest 1723 erstmals auf. Die Komposition ist mit Chor, Gesangssolisten sowie einem festlichen barocken Instrumentarium besetzt und weist eine große stilistische Abwechslung auf. – Ein paar Jahre vorher machte Georg Friedrich Händel ebenfalls viel Eindruck mit einer liturgischen Komposition, als er 1707 in einer römische Kirche den Vesperpsalm "Dixit Dominus" erklingen ließ. Der Auftritt sicherte dem jungen, protestantischen Komponisten im katholischen Rom hohes Ansehen und lukrative weitere Aufträge. Beide Werke, so unterschiedlich sie im Personalstil auch sind, bestehen aus einer Folge von Chören, Arien und Duetten, offenbaren höchste kompositorische Fertigkeiten und achten auf eine tiefe Auslegung des vertonten Wortes.
Vox luminis interpretiert die beiden Werke mit einer kleinen Vokalbesetzung von zehn Sängerinnen und Sängern, aus deren Kreis sich auch die Solisten rekrutieren; das Orchester ist ebenfalls mit rund 20 Mitgliedern nicht gerade groß bestückt. Und dennoch entfaltet sich in beiden Werken ein prächtiger Glanz mit optimaler Transparenz und Textverständlichkeit. Dem allgemeinen Trend nach immer größerer Tempoverschärfung folgt Vox luminis nicht, sondern überrascht zum Teil mit recht bedächtigen Tempi (etwa im Chor "Omnes generationes" des Magnificats), was sich aber sehr positiv auf den Gesamtausdruck auswirkt. Denn hier ist weniger mehr: Viele Details in den Partituren von Bach und Händel werden deutlicher und klarer, wenn es eben nicht einen Kampf um die Stoppuhr gibt. Frisch und lebendig wirkt die Aufführung durch die Vitalität aller Beteiligten ohnehin. Ein großes Plus ist bei Bachs Magnificat der Einsatz einer "richtigen" großen Barockorgel, deretwegen als Aufnahmeort eigens die Waalse Kerk in Amsterdam gewählt wurde. Die warmen Prinzipale dieser Orgel von 1733 sind eine Wohltat, auch wenn sie "nur" den Continuo spielen. Einen Dirigenten übrigens benötigen die Musiker von Vox luminis nicht: Lionel Meunier fungiert als "primus inter pares" und schwingt nicht den Dirigentenstab, sondern singt als Bassist mit.