Xenia Löffler zählt seit vielen Jahren zu den führenden Barockoboistinnen und sorgt sowohl als Solistin als auch in verschiedenen Ensembles immer wieder für atemberaubende Momente. Ihre jüngste CD hat sie ganz Johann Sebastian Bach gewidmet und sich als Mitstreiter die Sopranistin Anna Prohaska und das Collegium 1704 unter Václav Luks ausgewählt.
Eingespielt wurden drei Konzertkompositionen Bachs in rekonstruierten bzw. arrangierten Fassungen, in denen die Oboe jeweils die Hauptrolle spielt. Darunter befinden sich zwei als Cembalokonzerte überlieferte Werke (BWV 1055 und 1056), deren mutmaßliche Urfassungen mit Oboe bzw. Oboe d’amore als Soloinstrument besetzt waren. Xenia Löffler lässt mit ihrem lebendigen und höchst ausdrucksvollen Spiel keinerlei Sehnsucht nach der Cembaloversion aufkommen. Die virtuosen Passagen kommen leicht und locker daher, in den langsamen Sätzen werden affektreiche Kantilenen musiziert. Das Collegium 1704 ist ihr dabei ein perfekter musikalischer Partner. Besonders überraschend ist die Darbietung des ursprünglich für zwei Cembali vorgesehenen Concertos C-Dur (BWV 1061). Die Stimmen der beiden Tasteninstrumente spielen hier Oboe und Gambe sowie Violine und Fagott, was nicht nur ein herrlich farbiges Hörvergnügen ist, sondern auch neue, transparente Einblicke in die komplexe Komponierwerkstatt Bachs erlaubt. Mit Vittorio Ghielmi, Helena Zemanová und Györgyi Farkas stehen Xenia Löffler exzellente Solisten zur Seite.
Zwei Solokantaten von Bach dienen als vokaler Kontrast zwischen den Konzerten. Anna Prohaska singt die beiden Werke mit ungemein klarer und differenzierter Stimme und verbindet sich in etlichen Arien geradezu kongenial mit der Oboenstimme von Xenia Löffler (besonders schön in der Eingangsarie der Kantate „Ich bin vergnügt“). Dass Anna Prohaska von der Bühne kommt, ist freilich in beiden Kantaten nicht zu überhören. Höchst dramatisch artikuliert sie die Poesie (z.B. „Immerhin, wenn ich gleich verstoßen bin“). Das Orchester geht diesen Weg mit, was – besonders in der Kantate „Falsche Welt“ – zu einer äußerst spannungsvollen, fast theatralischen Interpretation führt.
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