
Nachdem der Florentiner Instrumentenbauer Bartolomeo Cristofori um 1700 den „Urtyp“ eines Tasteninstruments mit einer Hammermechanik entwickelt hatte, setzte sich das „Fortepiano“ im Lauf des 18. Jahrhunderts immer mehr gegen das vorher omnipräsente Cembalo durch: Klavierbauer experimentierten an der Mechanik, Komponisten schufen zahlreiche Werke und Interpreten nutzten die neuen Klangmöglichkeiten zu glanzvollen Auftritten. Immer größer wurde die Zahl der klavierspielenden Amateure, dementsprechend stieg auch der Bedarf nach Unterricht und Repertoire. In diesem Zusammenhang wurde das vierhändige Klavierspiel besonders populär. Ob Lehrer und Schüler im Unterricht oder Pianisten im Konzert – vierhändiges Klavierspiel war überall zu hören.
Anna Fontana und Attilio Cremonesi – beide ausgewiesene und langjährige Spezialisten für historische Tasteninstrumente – haben auf einem historischen Hammerflügel von Conrad Graf (Wien, um 1835) virtuose Werke von Komponisten eingespielt, die sonst eher selten zu hören sind, da sie im Schatten von Mozart, Haydn, Beethoven und Schubert stehen: Johann Nepomuk Hummel, Ferdinand Ries, Johann Baptist Cramer und Johann Wenzel Kalliwoda. Möglicherweise könnten diese Kompositionen – Sonaten und Variationsreihen – in mittelmäßiger Interpretation und auf modernen Flügeln Langeweile erzeugen. Hier jedoch auf diesem Album avancieren sie zu Spitzenwerken. Verantwortlich dafür sind drei Personen: die beiden Pianisten Anna Fontana und Attilio Cremonesi, die mit makelloser Virtuosität und perfektem Zusammenspiel agieren, und natürlich Conrad Graf, dessen Hammerflügel in seiner großen Klangvielfalt beeindruckt. Hier gibt es neben dem vollgriffigen Tutti gleich drei unterschiedliche Dämpfungsvarianten, gleichzeitig eine kontinuierliche Brillanz im Diskantregister und klare Linien im Bass.
Es ist sehr erfreulich, dass das Tiroler Landesmuseum Ferdinaneum in Innsbruck immer wieder seine Sammlung zum Klingen bringt. Der Graf-Flügel mit seinen großartigen Soundeffekten ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie Kompositionen gewinnen können, wenn sie auf den Instrumenten gespielt werden, für die sie gedacht waren.
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