Drei Spitzengeigerinnen mit barockem Repertoire

Chouchane Siranossian, Lina Tur Bonet und Elfa Rún Kristinsdóttir

Innerhalb der letzten Monate sind drei überragende CDs mit barocker Violinmusik erschienen, die ganz unterschiedliche Facetten des riesigen Repertoires aufzeigen. Die drei Geigerinnen Chouchane Siranossian, Lina Tur Bonet und Elfa Rún Kristinsdóttir zeigen dabei – unterstützt jeweils von hervorragenden Solisten und Ensembles – ihre ganze Klasse.

Die französische Geigerin Chouchane Siranossian hat auf ihrer neuesten CD fünf Violinkonzerte von Giuseppe Tartini – dem „Paganini des 18. Jahrhunderts“ – eingespielt, eins davon sogar als Weltersteinspielung. Durchweg sind die Werke gespickt mit hohen geigerischen Anforderungen, die Chouchane Siranossian anscheinend spielend bewältigt. Bestechend ist ihre Intonation, perfekt gelingen waghalsige Läufe und berauschend ist das Ausdrucksspektrum. Hinsichtlich der reichen Verzierungen in den langsamen Sätzen richtet sie sich nach Anweisungen, die Tartini persönlich in seinen theoretischen Schriften gegeben hat. Die Streicher des Venice Baroque Orchestra unter Andrea Marcon begleiten mit großer Akkuratesse.

Die spanische Geigerin Lina Tur Bonet und ihr Ensemble Musica Alchemica dagegen laden auf ihrer CD unter dem Titel „La Bellezza“ zu einer musikalischen Reise durch das 17. Jahrhundert ein. Auch wenn die eingespielte Musik aus so unterschiedlichen Städten wie Neapel (Falconieri), Modena (Uccellini), Venedig (Marini), Salzburg (Biber), Wien (Schmelzer), Lübeck (Buxtehude) und Dresden (Westhoff) stammt, besitzt sie in ihrer Originalität und ihrem Kontrastreichtum übergreifende klangliche Eigenschaften. Diese Werkauswahl wird von Musica Alchemica perfekt und überzeugend im Ensemble dargeboten. Lina Tur Bonet präsentiert einige Solostücke mit bestechender Intonation und überlegten Verzierungen. In den zahlreichen Triosonaten steht ihr der Geiger Valerio Losito mit bester Qualität zur Seite. Besonders reizvoll ist der groß besetzte Continuo, bei dem sechs Musiker abwechslungsreich mitwirken.

Die aus Island stammende Barockgeigerin Elfa Rún Kristinsdóttir schließlich hat ihr neuestes CD-Projekt der Violinkunst von Heinrich Ignaz Franz Biber und seinen Zeitgenossen gewidmet. Drei Solosonaten des Salzburger Hofgeigers wurden hier eingespielt, hinzu kommen Sonaten von Johann Heinrich Schmelzer, Johann Erasmus Kindermann und Philipp Friedrich Böddecker. Das Spiel von Elfa Rún Kristinsdóttir auf ihrer Barockgeige ist atemberaubend. Technisch scheint sie überhaupt keine Probleme zu kennen. Trotz des enormen Anspruchs atmen die Sonaten in dieser Interpretation auch immer eine große Leichtigkeit. Begünstigt wird dieser klangliche Gesamteindruck durch das Spiel der beiden Continuomusiker Sabine Erdmann (Truhenorgel) und Magnus Andersson (Theorbe). Auch ohne Streichbass besitzt die Bassstimme eine klare Kontur und wird durch manche improvisatorisch ergänzte Zusatzmelodie sehr schön aufgewertet.