Die Verehrung von Heiligen hat in der Kirche eine sehr lange Tradition. Seit frühchristlicher Zeit wurden Persönlichkeiten, die sich durch ein besonderes Glaubenszeugnis ausgezeichnet haben, nach ihrem Tod als Schutzpatrone etwa für Städte, Regionen, Berufsgruppen, aber auch bestimmte Lebenssituationen erwählt. Das schier unübersehbare Spektrum reicht vom Patron des gesamten Kontinents Europa (Benedikt) bis zum Nothelfer bei Unwetter (Benno), vom Patron der Bierbrauer (Laurentius) bis zur Beschützerin der Bettler (Elisabeth) und dem Helfer für das Wiederauffinden verlorener Gegenstände (Antonius). Kurz gesagt: Für alle Bereiche des Lebens ist ein bestimmter Heiliger vorgesehen, an dem sich die Gläubigen im Gebet wenden können. Der Grund für die Auswahl des jeweiligen Heiligen für ein bestimmtes Anliegen leitet sich zum Teil aus dessen Lebensgeschichte her; nicht gerade selten aber gibt es einen legendären Ursprung.
Als Patronin der Kirchenmusik sowie der Musiker, Instrumentenbauer, Sänger und Orgelbauer fungiert traditionell die Heilige Cäcilia. Wie und wann sie dieses „Amt“ erhielt, ist unklar, zumal man zu ihrem Lebenslauf Anfang des 3. Jahrhunderts keinerlei historische gesicherte Daten besitzt. Alles, was über Cäcilia berichtet wurde, ist daher als Legende späterer Jahrhunderte anzusehen; insofern ist sie eine der Heiligen, die in einer Mischung aus Missverständnissen und Zufällen zum Patronat über die Musiker kam:
Vermutlich im 5. Jahrhundert begann in Rom die Verehrung der Hl. Cäcilia. Sie war verbunden mit der Dichtung und Veröffentlichung einer Vita, in der ihr christlicher Lebenswandel beschrieben wurde. Demnach wurde Cäcilia, die heimlich an Christus glaubte, auf Anordnung ihrer Eltern mit dem heidnischen Mann Valerius verheiratet, obwohl sie immerwährende Keuschheit gelobt hatte. Sie bekehrte ihren Mann, war fortan für die verfolgten Christen tätig und erlitt schließlich selbst das Martyrium. Musik spielt in der Vita nur an einer Stelle eine Rolle: Es heißt, dass bei ihrer Hochzeit die Instrumente tönten, sie aber in ihrem Herzen nur dem Herrn allein sang („...cantantibus organis illa in corde suo soli Domino decantabat“). Dies ist nun nicht gerade eine Referenz dafür, Schutzpatron der Musik zu werden...
Der Cäcilienkult in Rom manifestierte sich noch im 5. Jahrhundert mit dem Bau einer Kirche im Stadtteil Trastevere, die angeblich über den Grundmauern ihres Elternhauses errichtet worden sei. Ab 545 wurde dort jährlich am 22. November (ihrem vermeintlichen Todestag) das Cäcilienfest gefeiert.
Erst wesentlich später, vermutlich im 14. Jahrhundert, wurde Cäcilia dann mit der Musik in Verbindung gebracht. Verantwortlich dafür ist mit großer Wahrscheinlichkeit der oben zitierte Abschnitt aus der Vita, der nun (bewusst?) missverstanden wurde: Cäcilia wurde in zahlreichen Gemälden und Altarbildern mit der Orgel bzw. mit anderen Instrumenten dargestellt und somit zur Schutzpatronin der Musik. Einige Quellen bezeichnen sie in dieser Zeit sogar als „Erfinderin“ der Orgel. Damit war der Legende genug getan, um sie zur Schutzpatronin der Musik auszuwählen. – Jungfrau Cäcilia kam also zur Musik buchstäblich wie die Jungfrau zum Kind...
Gleichwohl identifizierten sich insbesondere seit dem 17. Jahrhundert konfessionsübergreifend unzählige Musiker mit dieser antiken Heiligen: Sie gründeten Cäcilienkongregationen, ließen sich Cäcilienbilder anfertigen und komponierten Cäcilienmessen. Am Festtag der Hl. Cäcilia feierten sich die Musiker dann vielerorts selbst und veranstalteten dabei aufwändige Gottesdienste und Konzerte. Palestrina, Purcell, Händel, Fux und viele andere bedeutende Komponisten schufen dafür opulente Werke.
Die Tradition hat sich sogar bis in unsere Zeit gehalten: So dient der Allgemeine Cäcilien-Verband als Dachorganisation der katholischen Kirchenchöre und manche Kirchenmusiker nutzen den Festtag ihrer Patronin noch heute zum fröhlichen Umtrunk.
Neue Einspielungen
05. Juli 2025 11:00 - 05. Juli 2025 12:00
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Vorstellung von CD-Neuerscheinungen aus dem Bereich der Alten Musik
Interpretationen - Palestrinas „Missa Papae Marcelli“
06. Juli 2025 15:05 - 06. Juli 2025 17:00
Deutschlandfunk Kultur
Giovanni Pierluigi da Palestrina – geboren vor 500 Jahren – war bereits zu Lebzeiten die überragende Autorität in Sachen Sakralmusik. Als Kapellmeister an verschiedenen römischen Kirchen und Komponist für die Päpstliche Kapelle schuf er eine Vielzahl von Messen und Motetten für den liturgischen Gebrauch. Über Abschriften und Drucke wurde diese Musik in ganz Europa bekannt und beliebt. Bis heute reißt die Faszination an dieser klaren, kontrapunktisch bestimmten Vokalmusik nicht ab und reizt Chöre und Soloensembles zu immer neuen Interpretationen. Besonders häufig wurde in den vergangenen Jahrzehnten Palestrinas „Missa Papae Marcelli“ eingespielt, ein Werk, von dem der Komponist selbst behauptete, es sei in einer „neuen Weise“ komponiert worden.
Gast: Ludwig Böhme, Leiter des Windsbacher Knabenchors... Weitere Termine zeigenWeniger zeigen
Meine Musik - zu Gast: Miriam Feuersinger
07. Juli 2025 14:05 - 07. Juli 2025 16:00
rbbKulturMasurenallee 8-14Berlin,14057 Karte
Zu Gast: Die Sopranistin Miriam Feuersinger, eine der führenden Bach-Stimmen unserer Zeit +++ Gespräche über Bach, Buxtehude, Erlebach und andere Komponisten, aber auch über glaub-würdiges Singen