Porträt von Tarquinio Merula

Tarquinio Merula wirkte in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts als Organist und Kapellmeister in verschiedenen norditalienischen Städten, vor allem in Bergamo und Cremona. Sein kompositorisches Werk ist überaus vielseitig, es umfasst Vokal- und Instrumentalmusik in verschiedenster Besetzung. Eigen ist Merula in all diesen Gattungen eine große Lust am Experimentieren: Er sucht nach spannungsvollen Harmonien, fordert von den Instrumentalisten größte Virtuosität und dringt auch auf der Orgel zu neuen spieltechnischen Dimensionen vor. Das auf diese Musik spezialisierte Ensemble InAlto hat seine neueste CD komplett Merula gewidmet und gibt darauf einen wunderbar repräsentativen Einblick in dessen unterschiedliche Kompositionsarten. Kreativ, stellenweise bizarr erscheinen dabei die hochvirtuosen Instrumentalsätze, die das Ensemble mit dem Zinkenisten Lambert Colson an der Spitze hervorragend darbietet. Nicht weniger beeindruckend sind die Orgelwerke Merulas; Bernard Foccroulle spielt sie auf einer historischen Orgel in Mantua und kostet dabei die teils exzessive Chromatik voll aus. Ergänzt durch einige vokale Concerti ergibt sich auf dem Album eine hervorragende Visitenkarte dieses immer noch recht unbekannten Dauerexperimentierers Merula.