
Dieser Titel macht Vivaldi-Fans sofort stutzig: Ist etwa in irgendeinem Archiv doch noch eine Messe von Vivaldi entdeckt worden, das wäre ja eine Sensation! So weit ist es nicht gekommen, es bleibt erstmal bei dem Befund, dass Vivaldi zwar wahnsinnig viel komponiert hat, aber keine komplette Messe. Der Grund dafür ist vermutlich in den kirchenmusikalischen Gepflogenheiten des frühen 18. Jahrhunderts zu suchen, als in Italien die Vespermusik mit Psalm- und Magnificatvertonungen wesentlich höher angesehen war als die Musik zur Messe. Vivaldi jedenfalls hat nach Stand der Dinge nur wenige Einzelmesssätze hinterlassen, deren berühmtester das Gloria D-Dur ist.
Rekonstruktion durch Les Arts Florissants
Paul Agnew, Co-Leiter des Ensembles Les Arts Florissants wollte sich damit nicht zufriedengeben und hat mit der guten alten Parodietechnik eine „Vivaldi-Messe“ rekonstruiert. Kyrie, Gloria und Credo sind jeweils Einzelsätze, die in dieser Form überliefert sind, Sanctus und Agnus Dei beruhen auf Abschnitten aus Vesperwerken Vivaldis, die behutsam ausgewählt und umtextiert worden sind. Das Ergebnis ist verblüffend: Die Missa tota klingt – trotz Wechsel von Tonarten und vielen Einzelnummern – wie ein zusammenhängendes Ganzes. Maßgeblichen Anteil daran hat natürlich auch die hervorragende Interpretation von Chor und Orchester Les Arts Florissants sowie der beiden Gesangssolistinnen Sophie Karthäuser und Lucile Richardot.
Meine Musik - ... und lässt die Reichen leer ausgehen
22. August 2022 14:05 - 22. August 2022 16:00
rbbKulturMasurenallee 8-14Berlin,14057 Karte
... und lässt die Reichen leer ausgehn - Magnificat-Kompositionen aktueller denn je +++ Serie Schütz22: Die Sammlung Symphoniae Sacrae II +++ neue CD-Einspielungen
Universum Schütz - „stattliche Musicalische Compositiones“
24. August 2022 21:30 - 24. August 2022 22:00
Deutschlandfunk Kultur
Als erster deutschsprachiger Komponist nimmt Heinrich Schütz eine Nummerierung seiner gedruckten Werke mit Opuszahlen vor. Das spricht für eine selbstbewusste Haltung als Künstler, der mit seiner Musik über seinen Tod hinaus bekannt bleiben möchte. Betrachtet man die eindrucksvolle Serie dieser fast ausschließlich geistlichen Vokalwerke, so verfestigt sich das Bild eines Komponisten, der es auf faszinierende Weise schafft, die Essenz des vertonten Textes adäquat in Musik umzusetzen, ohne dabei in Stereotypen zu verfallen. Für die deutsche Sprache ist das eine bahnbrechende Aktion, die von nachfolgenden Generationen – bewusst oder unbewusst – vielfach übernommen wird.... Weitere Termine zeigenWeniger zeigen