Dieser Titel macht Vivaldi-Fans sofort stutzig: Ist etwa in irgendeinem Archiv doch noch eine Messe von Vivaldi entdeckt worden, das wäre ja eine Sensation! So weit ist es nicht gekommen, es bleibt erstmal bei dem Befund, dass Vivaldi zwar wahnsinnig viel komponiert hat, aber keine komplette Messe. Der Grund dafür ist vermutlich in den kirchenmusikalischen Gepflogenheiten des frühen 18. Jahrhunderts zu suchen, als in Italien die Vespermusik mit Psalm- und Magnificatvertonungen wesentlich höher angesehen war als die Musik zur Messe. Vivaldi jedenfalls hat nach Stand der Dinge nur wenige Einzelmesssätze hinterlassen, deren berühmtester das Gloria D-Dur ist.
Rekonstruktion durch Les Arts Florissants
Paul Agnew, Co-Leiter des Ensembles Les Arts Florissants wollte sich damit nicht zufriedengeben und hat mit der guten alten Parodietechnik eine „Vivaldi-Messe“ rekonstruiert. Kyrie, Gloria und Credo sind jeweils Einzelsätze, die in dieser Form überliefert sind, Sanctus und Agnus Dei beruhen auf Abschnitten aus Vesperwerken Vivaldis, die behutsam ausgewählt und umtextiert worden sind. Das Ergebnis ist verblüffend: Die Missa tota klingt – trotz Wechsel von Tonarten und vielen Einzelnummern – wie ein zusammenhängendes Ganzes. Maßgeblichen Anteil daran hat natürlich auch die hervorragende Interpretation von Chor und Orchester Les Arts Florissants sowie der beiden Gesangssolistinnen Sophie Karthäuser und Lucile Richardot.
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