
Andreas Romberg zählt zu den Komponisten aus dem Zeitalter der Klassik, die weitgehend auf der Strecke geblieben sind. Als virtuoser Geiger war er zunächst an der Seite seines cellospielenden Cousins Bernhard in ganz Europa unterwegs, später ließ er sich in Hamburg nieder, komponierte neben Konzerten für sein Paradeinstrument auch große Oratorien und starb als Hofkapellmeister in Gotha. Erwähnung findet er allenfalls am Rande in Beethoven-Biographien, denn als Jugendlicher spielte Romberg einige Jahre an der Seite von Beethoven in der Hofkapelle des Bonner Kurfürsten mit. Seine 20 Violinkonzerte allerdings sind bislang von der Geigerzunft kaum wahrgenommen worden.
Die französische Geigerin Chouchane Siranossian, eine der derzeit innovativsten Vertreterinnen ihres Fachs, hat sich mit diesem Umstand nicht abfinden wollen und gleich drei ausgewählte Violinkonzerte von Andreas Romberg neu eingespielt. Wie bereits auf ihren vergangenen Alben (Tartini, Mendelssohn) besticht sie auch hier wieder mit ungemeinen technischen Fähigkeiten und einem großen Sinn für musikalische Gestaltung. Die zum Teil irrwitzig virtuosen Figuren, die Romberg in den schnellen Sätzen und Solokadenzen fordert, bewältigt sie anscheinend mühelos mit bestechender Intonation. Gleichzeitig blitzen mit mancher Verzierung und manchem Rubato immer wieder Witz und tiefes musikalisches Empfinden durch den Virtuosenwald. Besondere Höhepunkte sind in der Gestaltung von Chouchane Siranossian die langsamen Sätze der Konzerte. Wie es ihr hier gelingt, die Spannung und Aufmerksamkeit zu halten, ist eine große Leistung.
Ob sich Romberg mit seinen Violinkonzerten jetzt mehr durchsetzen wird, darf dennoch bezweifelt werden. Die drei Konzerte (von 20) sind zwar in anderen Tonarten verfasst und weisen differierende Themen auf, sind aber in ihrer formalen Gestalt doch erwartbar. Viel Schönes ist dabei, aber auch viel Figurenwerk. Es bedarf schon einer so exzellenten Interpretation wie der von Chouchane Siranossian und dem ebenso großartigen Capriccio Barockorchester, um sich drei Konzerte hintereinander mit Gewinn anzuhören.
Hier die Besprechung auf rbbKultur in der Rubrik Neue Aufnahmen.
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