
Der Plural "Weihnachtsoratorien" ist kein Druckfehler, denn auf dieser CD sind gleich drei als "Oratorien" bezeichnete Werke von Georg Philipp Telemann zu hören. Sie zählen zu einem ganzen Oratorien-Jahrgang, den der Hamburger Musikdirektor 1730/31 komponiert und aufgeführt hat. Den Gottesdienstbesuchern der Hansestadt wurden also sonn- und feiertäglich "Mini-Oratorien" mit kurzen Handlungen rund um das verkündete Evangelium geboten.
Als Weltersteinspielung legt die Kölner Akademie unter Michael Alexander Willens eine CD mit drei für die Weihnachtszeit vorgesehenen Oratorien dieses Jahrgangs vor. Die Texte stammen jeweils von Albrecht Jacob Zell, einem Dichter, der sich ganz bewusst in die Nachfolge von Barthold Heinrich Brockes gestellt hat. Mit kräftigen Metaphern und lebhaften Dialogen lässt Zell verschiedene allegorische Figuren (Freude, Andacht, Erkenntnis, Dankbarkeit, Erwägung etc.) über das Weihnachtsereignis reflektieren. Telemann schuf dazu eine schwungvolle und höchst abwechslungsreiche Musik, wobei eine opernhafte Dramatik nicht zu überhören ist.
Die Kölner Akademie interpretiert diese bislang unbekannten Telemann-Werke mit Frische und Eleganz. Ganz entscheidend dafür ist eine Riege von Vokalsolisten, angeführt von Routinier Klaus Mertens, die den hohen Ansprüchen von Telemanns Arienfaktur sehr gut gerecht wird. Ein etwas stärker besetzter Chor (als das hier präsente Doppelquartett inklusive Solisten) hätte den Gegensatz von Solo und Tutti noch stärker artikulieren können. Fazit: Es muss nicht immer das bekannte Weihnachtsoratorium von Telemanns Leipziger Kollegen sein…
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