Das Standard-Orchesterrepertoire des 19. Jahrhunderts ist längst ein Tummelplatz für viele Originalklangensembles. Orchester wie Anima Eterna, das Collegium Vocale Gent, das Freiburger Barockorchester und etliche andere haben bereits viel sinfonisches Repertoire von Schumann über Bruckner bis Ravel jeweils mit dem Instrumentarium und der Spielweise der Entstehungszeit aufgeführt. Das Collegium 1704 aus Prag dagegen hat sich bislang weitgehend auf die Kern-Barockzeit konzentriert und mit maßstabsetzenden Zelenka- und Bach-Einspielungen aufgewartet. Im Mai 2021 jedoch wurde das Ensemble eingeladen, das prestigeträchtige Eröffnungskonzert des Prager Frühlings zu übernehmen, auf dessen Programm traditionell Bedřich Smetanas Zyklus „Má vlast“ (Mein Vaterland) steht. die Musiker um Václav Luks haben sich in sinfonischer Besetzung dieser Herausforderung gestellt und eine höchst eindrucksvolle Live-Aufnahme des bekannten Werkes im Originalklang vorgelegt.
Vom ersten Ton an ist der klangliche Unterschied zu herkömmlichen Aufnahmen mit modernen Instrumenten hör- und spürbar. Die Streicher klingen dank Darmsaiten samtig warm und klar, verzichten weitgehend auf unreflektiertes Vibrato und setzen stattdessen mit dem Gebrauch von Portamento und Rubato ganz neue Akzente. Die Bläser klingen transparenter und klar konturiert, generell sind im Orchestersatz viele sonst wenig beachtete Mittelstimmen deutlich wahrnehmbar. Und trotz dieses sehr durchsichtigen Klangbilds gelingt Václav Luks und seinem Orchester in den kämpferischen und pathetischen Abschnitten des Werkes eine beeindruckende Durchschlagskraft, die keinerlei romantische Emotionen vermissen lässt. In der konzentrierten Atmosphäre eines Livemitschnitts gelingt hier eine Smetana-Sternstunde!
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