Schütz-Schwanengesang

Der Schwanengesang von Heinrich Schütz – neu eingespielt im Rahmen der Gesamtaufnahme aller Schütz-Werke durch den Dresdner Kammerchor

So langsam kommt sie auf die Zielgeraden, die Gesamtaufnahme der Werke von Heinrich Schütz durch den Dresdner Kammerchor. Unter Leitung des Chorgründers Hans-Christoph Rademann und in Zusammenarbeit mit vielen herausragenden Vokal- und Instrumentalsolisten sind bereits 16 Folgen erschienen, vier weitere sind bis Anfang 2019 noch geplant, dann ist diese Mammutaufgabe bewältigt.

 

Mit dem „Schwanengesang“ ist nun das „opus ultimum“ von Heinrich Schütz neu eingespielt worden. Der langjährige Dresdner Hofkapellmeister hat es als über 80-Jähriger an seinem Alterssitz in Weißenfels komponiert und dabei eine doppelchörige Besetzung gewählt. Kernstück der Sammlung ist eine Vertonung des mächtigen Psalms 119 in elf Motetten, hinzu kommen Psalm 100 sowie ein deutsches Magnificat. Schütz verzichtet in diesem Alterswerk durchgängig auf auftrumpfende Effekte (wie in den Psalmen Davids oder den Symphoniae Sacrae III), sondern bedient sich eines schlichten, weitgehend homophonen Satzes. – Das Manuskript durchlebte danach eine wahre Odyssee – erst um 1900 wurden sechs der acht Stimmbücher entdeckt, eine Rekonstruktion der fehlenden Stimmen und die Erstaufführung erfolgten sogar erst in den 70er Jahren.

 

Der Dresdner Kammerchor hat den „Schwanengesang“ bereits 1999 auf CD eingespielt, was zu einem Interpretationsvergleich einlädt (allerdings hat die Besetzung bis auf zwei Lautenisten und den Dirigenten komplett gewechselt). In beiden Einspielungen ist ein exzellenter Chor zu hören, der in Soli und Tutti eingeteilt ist, wunderbar sauber intoniert und dynamisch klug abschattiert. Auch die Qualität der Instrumentalisten war damals wie heute hervorragend. Die neue Aufnahme besticht durch ein klareres Klangbild und – damit verbunden – einer überaus transparenten Farbigkeit von Sängern und Instrumentalisten. Außerdem wird in der Neuaufnahme besetzungsmäßig (Soli, Chor, Instrumente) noch mehr differenziert als in der alten, was eine große Hörabwechslung bewirkt. – Aber auch die Aufnahme von 1999 behält ihre Vorzüge: Damals nahm sich Hans-Christoph Rademann zusammengenommen rund 10 Minuten mehr Zeit für die 13 Stücke. Im Vergleich gegen die Ruhe und (Alters-)Gelassenheit dieser alten Einspielung wirkt die neue – bei aller Virtuosität und Transparenz – zuweilen übertrieben hektisch.