In Vorbereitung auf das Beethoven-Jubiläum 2020 läuft in Wien bereits seit einigen Jahren das großangelegte Projekt „Resound Beethoven“. Das Orchester Wiener Akademie unter Leitung von Martin Haselböck spielt alle Sinfonien und Klavierkonzerte Beethovens nicht nur nach den Kriterien der historischen Aufführungspraxis, sondern auch in den authentischen Räumlichkeiten ein. Die neueste Aufnahme – 4. Sinfonie und 4. Klavierkonzert – entstand daher am Uraufführungsort dieser beiden Werke, im großen Saal des Palais Lobkowitz in Wien.
Martin Haselböck besetzt sein Beethoven-Orchester nach historischem Vorbild sehr klein: Insgesamt wirken 27 Musiker an der Aufführung mit, darunter nur je vier erste und zweite Violinen, zwei Bratschen und zwei Celli. Dadurch ergibt sich inbesondere in den Streichern eine extreme Durchhörbarkeit, aber auch ein sehr vorteilhafter Klangausgleich zwischen Streichern und Holzbläsern. Die Akustik im „Eroica-Saal“ des Palais Lobkowitz ist recht trocken und treibt damit die Transparenz auf die Spitze. – In dieser Konstellation lässt sich wirklich nichts verbergen, alles ist hörbar.
Dieser Beethoven klingt noch einmal anders als die bisherigen Einspielungen mit historischer Aufführungspraxis (Frans Brüggen, Jos van Immerseel), das machen schon die ersten Töne des 4. Klavierkonzerts deutlich: Auf dem Hammerflügel (Wiener Modell von 1825) klingt das Eingangsmotiv unglaublich klar disponiert, die Streicher reagieren mit einem fast kammermusikalisch anmutenden, samtigen, feinen Klang. Gerade sensationell gelingen im Folgenden leise Stellen und Crescendi; aber auch viele Instrumentalsoli aus dem Orchester (Fagott, Klarinette, Kontrabass, Pauke) nimmt man plötzlich viel bewusster wahr. Gottlieb Wallisch ist ein exzellenter Solist für diese spezielle Form des Hammerflügels, sein Spiel ist klar phrasiert, immer wieder setzt er kleinere Nuancen und Akzente und harmonisiert bestens mit dem Orchester. Einziger Nachteil: Die extreme Transparenz bewegt sich an einigen, wenigen Stellen (bei kleiner Besetzung) an der Grenze zur Trockenheit, außerdem ermöglicht sie auch die freie Hörbarkeit von Spielgeräuschen (Pedale des Hammerflügels, Klappen der Holzbläser). – Das schmälert aber kaum das große Gesamterlebnis von „Resound Beethoven“.
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