Mozart-Requiem

Mozarts Requiem – in allzu authentischer Weise eingespielt von Arthur Schoonderwoerd

Mit Mozarts Klavierwerk kennt er sich bestens aus: Der niederländische Spezialist für historische Tasteninstrumente Arthur Schoonderwoerd hat bemerkenswerte Aufnahmen aller Klaviersonaten sowie – gemeinsam mit seinem Ensemble Cristofori – etlicher Klavierkonzerte vorgelegt. Auf seiner neuesten CD widmet er sich nun dem Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart und macht dabei so ziemlich alles anders als die Konkurrenz.

Wie üblich tritt das Ensemble Cristofori in einfacher Besetzung an: Was bei Mozarts Klavierkonzerten funktioniert (da dort kein großer Bläserapparat abzufangen ist), geht hier jedoch von der Balance nicht auf: Die fünf Streicher sind den drei Posaunen, sowie je zwei Trompeten, Bassetthörnern und Fagotten hoffnungslos unterlegen. Zuweilen meint man, das Stück werde von einer Harmoniekapelle begleitet. Dass sich die Instrumentalisten in dieser Mini-Besetzung allesamt wacker schlagen, hilft nur bedingt weiter. Das Gesualdo Consort schließt sich der Kleinstbesetzung an und singt die Chorpartien zu acht, mit zwei Sängern pro Stimme. Das geht weitgehend gut, auch wenn die Soprane zuweilen unnötig herausstechen. – Es ist nicht zu leugnen, dass sich in dieser kleinen Besetzung immer wieder auch reizvolle Momente ergeben (etwa zu Beginn des Offertoriums oder auch im Benedictus); in den klanggewaltigen Sätzen (Kyrie, Dies illa, Sanctus) jedoch wirkt die Interpretation trocken und kraftlos.

Der musikalische Tiefpunkt dieser Aufnahme besteht in der Darbietung von einstimmigen liturgischen Gesängen. Laut Begleitheft soll dadurch die vollständige Totenmesse rekonstruiert werden. Dies misslingt allerdings komplett: Man hört einen Vorsänger (Frédéric Tavernier-Vellas), der Lesung, Evangelium, Präfation und Schlussgebet mit orientalisch anmutender, vibrierender Stimme im Zeitlupentempo vorträgt. Mit Gregorianischem Gesang hat das nichts zu tun. Mehr noch: Die auch heute noch ständig praktizierten liturgischen Gesänge werden durch diese völlig überkünstelte Darbietung als düster-exotisches Ereignis aufgebauscht. Und wenn schon auf Vollständigkeit Wert gelegt wird, wo bleibt das Tagesgebet, wo das Gabengebet, wo der Kernteil des Hochgebets, wo das Pater noster etc. etc.?

Mozarts Requiem ist ein Fragment. Das ist tragisch genug. Man sollte es daher auch als Fragment belassen. So gut gemeint die weiteren Ergänzungen des Werkes auch sind (eine „Amen“-Fuge am Schluss der Sequenz von Arthur Schoonderwoerd und das „Libera me“ von Ritter Ignaz von Seyfried), so sehr lenken diese Teile vom originalen Mozart ab. Arthur Schoonderwoerd möchte so authentisch wie möglich vorgehen, scheitert aber bei diesem bekannten Werk letztlich genau daran.