Melchior Franck gilt mit rund 1.500 Vokal- und Instrumentalwerken als einer der produktivsten deutschen Komponisten des beginnenden 17. Jahrhunderts. Fast 40 Jahre lang diente er als Hofkapellmeister des musikliebenden Herzogs von Sachsen-Coburg, er veröffentlichte in dieser Zeit mehr als 50 Sammlungen, vor allem mit geistlichen Motetten, die aufgrund ihrer kompositorischen Qualität und ihres Ausdrucksreichtums den Vergleich mit den Werken der Zeitgenossen Heinrich Schütz oder auch Michael Praetorius nicht scheuen müssen. Und dennoch ist dieses grandiose Werk von Franck heute in Konzerten und Aufnahmen völlig unterrepräsentiert.
In der 1608 publizierten Sammlung „Geistliche Gesäng und Melodeyen“ hat Melchior Franck überwiegend Vertonungen aus dem Hohenlied Salomons zusammengestellt, die vermutlich in erster Linie für Hochzeiten vorgesehen waren. Dieses Buch des Alten Testaments mit seiner großartigen Liebes-Poesie gab den Komponisten der Barockzeit die Möglichkeit, erotisch konnonierte Texte affektreich zu vertonen und dann ganz legal im Gottesdienst aufzuführen. Melchior Franck hat dies in unvergleicher Weise mit großer Fantasie getan.
Cantus und Capella Thuringia unter Leitung von Christoph Dittmar haben eine hinreißende Neueinspielung von 19 Motetten dieser Sammlung (darunter – man mag es kaum glauben – vier Weltersteinspielungen) vorgelegt. Mit großem Aufwand wurden die Stücke aufführungspraktisch eingerichtet, wobei neben den Vokalstimmen ein Gambenchor, ein Zink-/Posaunenchor sowie ein Blockflötenchor (das vorzügliche Lachrimae Consort Weimar) zum Einsatz kommen. In jeder Motette ist eine andere Besetzung zu hören, mal rein vokal, mal nur mit einem der drei Instrumentalchöre, mal nur mit einer Gesangsstimme zuzüglich Instrumenten, schließlich auch einmal in der prallen Tuttibesetzung. Die musikalischen und sprachlichen Feinheiten dieser grandiosen Musik werden so viel plastischer nachvollziehbar, überdies stellt sich eine große Abwechslung beim Hören ein. Alle Sänger und Instrumentalisten musizieren auf höchstem Niveau und mit größter Sorgfalt. Eine bessere Visitenkarte kann man Melchior Franck nicht ausstellen!
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