Das Monteverdi-Jahr 2017 hat Philippe Herreweghe zum Anlass genommen, noch einmal die fantastische Marienvesper einzuspielen. Drei Jahrzehnte sind seit seiner ersten Aufnahme vergangen. Bis auf den Bassisten Peter Kooij und den Dirigenten selbst hat sich die Besetzung des Collegium Vocale Gent (damals Collegium Vocale und La Chapelle Royale) komplett verändert. Und nicht nur das – in der Zwischenzeit sind Dutzende Neuaufnahmen erschienen. Außerdem hat sich ganz allgemein das Verständnis für Alte Musik und für historische Aufführungspraxis gewandelt.
Philipp Herreweghe, der in den vergangenen Jahren mit seinen Ensembles viele „Ausflüge“ in das 19. Jahrhundert gemacht hat (Mendelssohn, Brahms, Bruckner usw.), kehrt mit dieser Monteverdi-Aufnahme von 2017 zu seinen Wurzeln zurück. Zu keinem Zeitpunkt betreibt er irgendwelche Effekthascherei und erhebt wohl auch nicht den Anspruch, eine neue „Lesart“ der Vesper präsentieren zu wollen. Stattdessen macht er das Naheliegendste: Er bleibt mit seiner Aufführung unmittelbar am Notentext und sorgt für eine makellose, brillante Interpretation, wie sie in den letzten Jahren sehr selten war. Die Tempi und Proportionen stimmen, der Gesamtklang ist farbig und abwechlungsreich.
Möglich wird diese Qualität durch ein sorgfältig ausgewähltes Vokal- und Instrumentalensemble, das in sich enorm homogen klingt. Bewährte Kräfte (wie Bruce Dickey, Peter Kooij, Dorothee Mields u.a.) musizieren gemeinsam mit Jungstars der Szene (wie Reinoud Van Mechelen, Romina Lischka u.a.). Selbst für die gregorianischen Antiphonen hat er mit Barbora Kabátková eine ausgesprochene Spezialistin herangezogen. Eine Schwachstelle ist nicht zu entdecken, und im Jahr 1 nach dem 450. Geburtstag von Claudio Monteverdi gibt es nun wieder eine neue Referenzaufnahme der Marienvesper.
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