Lucile Boulanger ist eine der führenden Gambistinnen unserer Zeit. Sie ist solistisch mit einem großen Repertoire sehr erfolgreich unterwegs, spielt aber auch in etlichen herausragenden Ensembles mit, so etwa im Consort L’Achéron. Jetzt hat sie ihr erstes Solo-Projekt verwirklicht, ein Album mit Musik von Johann Sebastian Bach und Carl Friedrich Abel für Viola da gamba allein. Die Kombination ist sehr reizvoll, zumal die beiden Komponisten eine Beziehung zueinander hatte: Bach war mit Abels Vater in Köthen befreundet und hat den Sohn später unterrichtet. Gemeinsam mit dem jüngsten Bach-Sohn Johann Christian hat Carl Friedrich Abel in London schließlich ein Konzert-Unternehmen begründet. Trotz des Generationsunterschieds zwischen (Vater) Bach und Abel passen auch die Werke der beiden gut zueinander.
Da Bach keine Originalkompositionen für Gambe solo hinterlassen hat, war es an Lucile Boulanger, sich das Repetoire aus anderen Solowerken zusammenzustellen und zu arrangieren. „Bedient“ hat sie sich in den Solosuiten für Violine, Violoncello, Traversflöte und Laute, deren Umarbeitung für Gambe geradezu zu verblüffend schönen Klangeffekten führt. Irgendein „Klassenunterschied“ zwischen den beiden Komponisten ist nicht wahrnehmbar, im Gegenteil: Die Solostücke gehen sehr harmonisch ineinander über und bilden eine perfekte Einheit. Lucile Boulanger gelingt ein warmes und zugleich blitzsauberen Spiel, das tief anrührt.
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