Lucile Boulanger

Zauberhafter Gambenklang: Lucile Boulanger spürt den Inspirationen von Antoine Forqueray nach

Im Booklet macht die junge französische Gambistin Lucile Boulanger sogleich klar, dass es zwei Hauptgründe waren, die sie zu der originellen Programmwahl auf ihrer CD „Les Défis de Monsieur Forqueray“ bewogen haben: zum einen „die Notlage einer heutigen Musikerin, die mit einer Fülle von CD-Aufnahmen konfrontiert wird, welche sie beeinflussen“ und zum anderen die „Geschichte eines der letzten großen Gambisten Frankreichs, der sich selbst neues Repertoire erschlossen hat“.

 

Mit ihrem Programm macht sich Lucile Boulanger auf die Suche nach den musikalischen Werken, die den Meistergambisten Antoine Forqueray Anfang des 18. Jahrhunderts in Paris inspiriert haben. Sie stößt dabei auf drei der berühmtesten Geiger jener Zeit: Arcangelo Corelli, Michele Mascitti und Jean-Marie Leclair. Deren Violinsonaten spielt Lucile Boulanger in Gambenbearbeitungen und stellt sie einer tatsächlichen Gambensuite von Forqueray direkt gegenüber. Das Ergebnis ist verblüffend – kein stilistischer Bruch ist zwischen Violin- und Gambenrepertoire zu hören, vielmehr scheint sich Forqueray sehr an der geigerischen Stilistik orientiert zu haben.

 

Ganz abgesehen von dieser konzeptionellen Erkenntnis ist die Interpretation von Lucile Boulanger makellos und sehr beeindruckend. Sie beherrscht alle Spielarten auf diesem so differenziert klingenden Instrument hervorragend. Keine noch so virtuose (geigerische) Koloratur ist ihr zu rasant, tief empfunden mit großen melodischen Bögen erklingen langsame Sätze, die Intonation ist durchweg perfekt. Hinzu kommt eine hervorragende Aufnahmetechnik, die die Gambe warm, voll und farbig wiedergibt. Begleitet wird Lucile Boulanger von einer dreiköpfigen Continuogruppe, die sehr abwechslungsreich eingesetzt wird und ebenfalls tadellos aufspielt.