Inferno

Inferno – das neue Album von Musica Sequenza

Im September 2021 jährte sich der Todestag von Dante Alighieri zum 700. Mal. Er gilt nicht nur als überragender Dichter und Denker, sondern genießt auch den Ruf, mit seinen Schriften die moderne italienische Sprache begründet zu haben. Dantes „Göttliche Komödie“, eine fiktive Reise durch die drei Reiche des Jenseits (Hölle, Fegefeuer und Paradies), schließlich ist unbestritten Weltliteratur.

Das Ensemble Musica Sequenza hat das Jubiläum genutzt, um ein Album zu Ehren des großen Dichters zu produzieren. Darauf finden sich Komposition des italienischen Frühbarock, vom Solostück über Ensemblemusik bis zu Gesangsstücken. Ensemblegründer Burak Özdemir hat um sich hervorragende junge Musiker gruppiert, die diese Musik mit Präzision und Leidenschaft darbieten. Auch die Sopranistin Diana Ramirez passt sich gut ins Geschehen ein und singt die Gesangsszenen von Monteverdi, d’India oder Ferrari mit Eleganz und – wenn gefordert – der nötigen Dramatik. Burak Özdemir zeigt seine außerordentlichen Fähigkeiten als Fagottist in seiner Interpretation der wunderbaren „Suave Melodia“ von Andrea Falconieri.

Was allerdings diese gut musizierten Kompositionen konkret mit Dante bzw. mit dem Album-Titel „Inferno“ zu tun haben, bleibt offen. Einen vagen Bezug gibt es mit dem Mini-Ausschnitt aus dem „L’Orfeo“ von Monteverdi, wo Proserpina ihren Gatten Pluto bittet, doch Erbarmen mit dem Sänger Orfeo zu haben, der eigens in die Unterwelt gekommen ist, um seine Frau zurückzuholen. – Wesentlich sinnvoller wäre hier freilich der Gesang der Speranza aus dem 3. Akt gewesen („Ecco l’altra palude…“), in dem tatsächlich Dante zitiert wird (mit dem berühmten Wort „Lasciate ogni speranza…“). Die übrigen Gesangsstücke stammen zum Teil von bekannten italienischen Dichtern (darunter Rinuccini, Petrarca oder Ariost), haben aber außer Allgemeinplätzen nichts mit Dante zu tun. Auch zu Dantes Geburtsort Florenz haben nur wenige der Stücke einen direkten Bezug. Fünf der 14 Stücke finden sich übrigens schon auf einer 1999 erschienenen CD des Ensembles La Fenice, auf der es um Petrarca geht. – Es wäre sehr schön gewesen, wenn das Konzept des Albums oder wenigstens die Gesangstexte mit Übersetzungen in einem Booklet nachlesbar gewesen wären. So erscheint beim Hören der Musik – trotz guter Qualität – der Titel „Inferno“ deplatziert.