Haydn und seine Londoner Schüler

Die Hammerflügel-Spezialistin Rebecca Maurer begibt sich auf eine klangschöne Reise in Haydns London

Im reifen Alter von fast 60 Jahren verließ Joseph Haydn im Dezember 1790 erstmals seine österreichische Heimat, um in London als Komponist und Dirigent einen eigenen Konzertzyklus zu gestalten. –Der reichlich einjährige Aufenthalt auf der Insel, dem sich später noch ein zweiter anschloss, entwickelte sich für Haydn in mehrfacher Hinsicht zu einem enormen Erfolg. Seine Werke wurden mit großem Beifall aufgenommen und Haydn mit Ehrungen überhäuft, er wurde als Person umschwärmt, lernte viele Musikerkollegen kennen und nahm Spitzengagen ein.

Die Cembalistin und Pianistin Rebecca Maurer hat rund um den Londoner Aufenthalt Haydns ein originelles und schlüssiges Klavierprogramm zusammengestellt. Als Eckpunkte fungieren zwei Londoner Sonaten von Haydn, die mit ihren enormen Klangkontrasten auf die kräftigen englischen Instrumente und große Konzertsäle zugeschnitten sind. Hinzu kommen – fast durchgehend als Weltersteinspielungen – Klavierstücke der beiden englischen Komponisten Thomas Haigh und Christian Ignatius Latrobe, die mit Haydn bekannt waren und sich in ihren Werken auf den Stil bzw. auf konkrete Themen des Wiener Meisters bezogen haben.

Als passendes Instrument für dieses Repertoire hat sich Rebecca Maurer einen traumhaften Flügel des Londoner Herstellers „John Broadwood & Sons“ aus dem Jahre 1816 ausgewählt, dessen differenzierte Klangmöglichkeiten auch Haydn inspiriert haben. Gewaltig und obertonreich klingen volle Akkorde, spritzig und klar die schnellen und gewitzten Motive und Verzierungen, melancholisch-nachdenklich die langsamen Sätze, und sogar der (auf modernen Flügeln nicht realisierbare) „Open-Pedal“-Effekt lässt sich hier großartig darstellen. – Rebecca Maurer gelingt auf diesem Spitzeninstrument eine ebenso perfekte Interpretation. Ihre Leichtigkeit und Virtuosität begeistern ebenso wie die Spannung in langsamen Passagen. Alles klingt klar und transparent, gut durchdacht und dramaturgisch sorgfältig konzipiert, aber doch mit viel Emotion und gehörigen Überraschungen. Haydn – Broadwood – Maurer: ein überragendes Trio.