Seit seiner Gründung im Jahre 2000 sorgt das Ensemble L’Arpeggiata unter Leitung Christina Pluhar für hochklassige und zugleich unkonventionelle Aufführungen Alter Musik. Ob als reines Barockensemble oder im Crossover-Zusammenspiel mit Jazz- und Weltmusikern: L’Arpeggiata vermag weltweit ein großes Publikum von der Frische und Aktualität der Barockmusik zu überzeugen.
Als jüngste CD-Produktion von L’Arpeggiata ist jetzt ein Händel-Album erschienen, wobei der Schwerpunkt auf bekannten Opernarien liegt. Wie schon bei der Purcell-CD von 2014 wirkt daran nicht nur die Stammbesetzung von L’Arpeggiata mit, sondern auch eine komplette Jazzformation um den Klarinettisten Gianluigi Trovesi und den Pianisten Francesco Turrisi. In 13 von 15 Tracks spielen die beiden Ensembles zusammen, die entsprechenden Arrangements stammen von Christina Pluhar. – Ein echtes Crossover-Projekt also, das Händel wild macht?
Zunächst begeistert – wie immer bei Christina Pluhars Produktionen – die durchgängig hohe Qualität aller Mitwirkenden. Valer Sabadus und Nuria Rial bieten als Gesangssolisten berückend schöne Händel-Stimmen, wissen zu gestalten und den Inhalt umzusetzen. Auch die Instrumentalisten sind durch die Bank weg hervorragende Solisten, vom großartigen Zinkenisten Doron Sherwin bis hin zu den beiden Perkussionisten David Mayoral und Sergey Saprichev. Perfektion, Spielfreude und Improvisationlust ist allen Musikern anzuhören.
Die Arrangements der Händel-Arien folgen meist einem ähnlichen Schema: Die Jazzband beginnt, dann kommt das Barockensemble dazu (oder umgekehrt), dann vereinen sich beide mit der Gesangsstimme, es gibt meist ein Klarinetten- und ein Schlagzeugsolo. Das ergibt erfrischende, überraschende Klänge, doch eine richtige musikalische Einheit bildet sich nicht. Es scheint eher so, als würden hier zwei völlig verschiedene Ensembles zum Spaß wechselchörig miteinander musizieren – freilich auf höchstem Niveau. Hinzu kommt, dass auffällig viele langsame, schmachtende Gesangsnummern ausgewählt wurden (was dem Motto "Handel goes wild" nicht gerade entgegenkommt). Ab und zu bewegt sich das nah an der Grenze zum Kitsch. – Wenn etwa bei der berühmten Arie "Piangerò" aus "Giulio Cesare" erst drei Minuten einstimmende Improvisation (inklusive Barpiano-Stimmung) vergehen, bis Cleopatra ihren Schmerz aussingen darf, so ist der Effekt längst verpufft. In Händels Original setzt die Sängerin nicht ohne Grund sofort im ersten Takt ein.
Die stärksten Momente der CD sind daher ohne Zweifel die beiden Nummern, in denen L’Arpeggiata rein barock besetzt ist und seinen unverwechselbaren Sound darbietet.
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