
Kurz vor seinem Tod verfügte der Darmstädter Hofkapellmeister Christoph Graupner, dass seine sämtlichen Kompositionen nach seinem Ableben vernichtet werden sollten. Sein Vorgesetzter, der hessische Landgraf, war entsetzt und versuchte die Noten zu retten. Mehrere Jahrzehnte dauerte der Rechtsstreit an, bis alle Handschriften in die höfische Bibliothek eingehen konnten. Ein Glücksfall: Auf diese Weise sind mehr als 1.400 Kantaten und mehrere 100 Orchesterwerke von Graupner bis heute erhalten geblieben.
Viel zu selten entschließen sich Interpreten der Alten Musik heute, Werke von Christoph Graupner einzuspielen. Die Hauptursache hierfür liegt wohl im omnipräsenten Bachschen Kantatenwerk, das scheinbar alles neben sich verblassen lässt. Hört man sich die drei Graupner-Kantaten an, die Dorothee Mields und das Ensemble Harmonie Universelle für ihre neueste CD ausgewählt haben, wird man eines besseren belehrt. In puncto dramatischer Gestaltung, Choralbehandlung und Textauslegung geht Graupner zwar andere Wege als sein Zeitgenosse Bach, erreicht aber ebenfalls höchste Ausdruckskraft.
Die Sopranistin Dorothee Mields ist momentan zweifellos eine der Protagonistinnen für die historische Aufführungspraxis von Barockmusik. Ihre Stimme beeindruckt wie bei vielen Aufnahmen der letzten Jahre mit einer großen Flexibiliät in allen Lagen, mit einer großen Wärme und Intonationsgenauigkeit, aber auch mir absoluter technischer Versiertheit bei heiklen Koloraturen. Mit Harmonie Universelle steht ihr ein sehr gutes Ensemble zur Seite, das nicht nur die anspruchsvollen Arien begleitet, sondern auch eine Ouvertürensuite und ein Konzert präsentiert. Vielleicht ist der Raumhall eine Spur zu stark, was in den schnellen Sätzen zu einer leichten Verminderung der Transparenz führt. Aber dennoch: Mehr Graupner!
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