Johann Gottlieb Goldberg muss ein genialer Cembalist gewesen sein, Zeitgenossen berichten über sein atemberaubendes Spiel und bezeugen, dass er wegen seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten im Blattspiel den Spitznamen „Notenfresser“ trug. Aus Danzig stammend, gelangte Goldberg schon als Zehnjähriger in den Dienst des russischen Gesandten, Reichsgraf Hermann Carl von Keyserlingk, bei dem er in Dresden lebte. Dort wurde er von Wilhelm Friedemann Bach unterrichtet, zusätzlich ergab sich der Kontakt zu Johann Sebastian Bach in Leipzig. Bachs erster Biograph Forkel brachte Goldberg mit einer hübschen Anekdote als Erstinterpret der großen Variationsreihe von Bach (IV. Teil der Clavier-Übung) ins Gespräch. Bis heute hält sich dafür der griffige Titel „Goldberg-Variationen“.
Von Goldberg selbst, der nicht einmal 30 Jahre alt wurde, ist sehr wenig Musik überliefert. Seine Kammermusik – einige drei- und vierstimmige Sonaten – sind in traditioneller viersätziger Form gestaltet und mit auffällig vielen kunstvollen kontrapunktischen Passagen ausgestattet. Das mag dem alten Johann Sebastian Bach durchaus gefallen haben und hat bis heute einen großen Reiz. Der Geiger Evgeny Sviridov hat diese Sonaten mit seinem Ensemble Ludus Instrumentalis komplett auf eine CD gebracht. Die Interpretation besticht mit absoluter Klarheit und Transparenz, was besonders in den genau gearbeiteten Fugen ein großes Hörvergnügen ist. Das Klangbild ist sehr hell und von den Violinen bestimmt, hin und wieder könnte auch der Continuo etwas stärker in den Vordergrund rücken. Insgesamt ist diese Aufnahme aber ein großer Verdienst, weil Goldberg hier selbständig in überzeugender Qualität präsentiert wird und nicht als ein „Anhängsel“ von Bach erscheint.
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