
„Gift und Gegengift“ – unter diesem Motto hat der Countertenor Franz Vitzthum mit dem Dryades Consort ein Album mit Liedern der Renaissance veröffentlicht, das sich den menschlichen Lastern und Tugenden widmet.. Als „roter Faden“ in diesem Programm fungiert eine Sammlung von Caspar Othmayr, in der musikalische „Gegengifte“ („antidota“) zu den „wichtigsten Lastern der menschlichen Natur“ vereint sind. Diesen eher ruhigen Lieder mit moralisierenden Texten werden Kompositionen von Renaissance-Zeitgenossen gegenüberstellt, die Völlerei, Begierde, Zorn oder auch Überheblichkeit wirkungsvoll thematisieren. Die überaus originelle Programmzusammenstellung hat die Leiterin des Dryades Consorts, Silvia Tecardi, mit großer Übersicht vorgenommen.
Ob bei Othmayr, Händel oder Schubert – Franz Vitzthums goldig leuchtende Stimme ist wieder einmal ein faszinierendes Hörerlebnis. Ganz organisch passt sich der Countertenor in die sanften Gambenklänge des vorzüglich begleitenden Dryades Consorts ein. Einziges kleines Manko: Die Textverständlichkeit ist nicht immer gut gewährleistet, was bei den zum Teil deftigen Dichtungen schade ist.
Eine weitere Qualität dieses Albums geht aber über die musikalische Darbietung hinaus. Dieses 500 Jahre alte Repertoire ist nicht eine Sammlung von veralteten erhobenen Zeigefingern, sondern textlich hoch aktuell. Der Blick auf unsere Welt (zuweilen auch in den Spiegel) zeigt, dass ein wenig Gegengift von Othmayr auch heute sinnvoll wäre.
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