
Früher oder später bringt jeder Countertenor eine Händel-CD auf den Markt, was sich angesichts der riesigen Anzahl von reizvollen Arien dieses Komponisten für diese Stimmlage auch anbietet. Der Countertenor Franz Vitzthum hat mit einer solchen Veröffentlichung lange Zeit gewartet und sich stattdessen auf seinen bisherigen Einspielungen den weniger bekannten Zeitgenossen Christoph Graupner oder Philipp Heinrich Erlebach gewidmet, zudem war er viele Jahre lang Mitglied des Ensembles Stimmwerck, das sich auf Renaissancemusik spezialisiert hatte.
Nun hat Franz Vitzthum aber doch eine Händel-CD produziert, allerdings hat er sich dabei ganz auf die Oratorien konzentriert, die der Meister nach dem Niedergang seiner Opernkompagnie ab Mitte der 1730er Jahre zuverlässig im Jahrestakt auf Londoner Bühnen gebracht hat. In puncto dramatischer Qualität sind diese Werke den Opern absolut gleichwertig, Händel selbst bezeichnete sie häufig als „sacred dramas“. Die von Franz Vitzthum ausgewählten Arien geben denn auch die ganze Palette menschlicher Empfindungen wieder, von Trauer und Angst bis hin zu unverhohlenem Heldentum.
In den so unterschiedlichen Arien zeigt Franz Vitzthum die großen Qualitäten seiner überaus wandelbaren und flexiblen Stimme. Sein Countertenor klingt leuchtend und viril, ist immer absolut intonationsrein, kann locker mit dem Glanz einer Barocktrompete mithalten und bewältigt auch rasche Koloraturen spielend. Besonders anrührend jedoch gelingen Franz Vitzthum die ruhigen Passagen, wobei hier besonders die gebetsähnliche Davids-Arie aus dem Oratorium „Saul“ hervorgehoben werden soll. Das L’Orfeo Barockorchester unter Leitung von Julian Tölle begleitet hervorragend und setzt in einigen Instrumentalstücken auch eigene Akzente.
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