Der 500. Jahrestag der Reformation wird in diesem Jahr keineswegs nur in der Heimat Luthers begangen, sondern auch in vielen anderen Ländern. Selbst in Großbritannien, wo man im 16. Jahrhundert mit der Errichtung der anglikanischen Staatskirche einen eigenen Weg ging, gedenkt man 2017 der Thesenveröffentlichung Martin Luthers und der theologischen Ideen, die er angeregt hat. Der Choir of Clare College Cambrigde beispielsweise hat als musikalischen Beitrag im vergangenen Trimester eine Reihe von Bach-Kantaten im liturgischen Rahmen aufgeführt und nun – zwei Monate vor dem Jubiläums-Reformationstag – eine CD unter dem Titel "Reformation" herausgebracht. Darauf finden sich Kompositionen von Bach, Mendelssohn, Brahms und Vaughan Williams, die sich jeweils auf protestantische Choräle berufen. Den größten Raum nehmen dabei die beiden Kantaten ein, die Johann Sebastian Bach für das Reformationsfest komponiert hat (BWV 79 und 80). Als instrumentaler Partner steht dem Chor dabei das Barockorchester Clare Baroque zur Seite. Die Interpretation gelingt gut, allerdings mit einigen Ecken und Kanten: Der Chor – der vor allem in den beiden komplexen Eingangschören gefragt ist – agiert recht statisch, mit leichtem Tremor und nicht immer homogen, die Hörner klingen trotz Naturhorn-Bonus reichlich unsauber, das Cembalo zirpt zuweilen recht emotionslos. Lobend seien dagegen die vier Vokalsolisten erwähnt, besonders der Altist Robin Blaze. Je weiter sich das Repertoire aber Richtung Romantik bewegt, umso überzeugender werden die Darbietungen. Schon in Mendelssohns recht selten gespielter Choralkantate "Wer nur den lieben Gott lässt walten" präsentiert sich der Choir of Clare College viel differenzierter und stiladäquater. Mit Ralph Vaughan Williams "Lord, thou hast been our refuge" hat der Chor dann definitiv sein Leib- und Magenrepertoire erreicht: Die Vertonung des Psalms 90, gekoppelt an den Choral "O God, our help in ages past" zeigt eindrucksvoll die großen Qualitäten des stimmgewaltigen Chores.
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