
Die internationale Countertenor-Szene hat wahrlich keine Nachwuchsprobleme. In der Generation der U-40 gibt es eine Menge hervorragender Sänger, die bestens ausgebildet sind und das riesige Repertoire des 17. und 18. Jahrhunderts sowohl auf der Bühne als auch im Konzertsaal und Aufnahmestudium adäquat darbieten. Jakub Józef Orliński aus Polen ist einer dieser jungen und vielseitigen Countertenöre, er hat in Warschau und New York studiert, hat etliche Wettbewerbe für sich entschieden, tritt als Protagonist in Barockopern weltweit auf – und ist quasi im Nebenher noch sehr erfolgreich als Breakdancer aktiv.
Für seine Debüt-CD hat der 27-jährige Sänger geistliche Werke des 18. Jahrhunderts aus Dresden und Neapel ausgewählt, darunter etliche Ersteinspielungen. Stimmlich bewältigt Jakub Józef Orliński dieses Repertoire in phänomenaler Qualität. Sein Counter klingt samtig weich, intoniert blitzsauber und kann in virtuosen Passagen (etwa Hasses Arie "Mea tormenta") kraftvoll zupacken. Ganz besonders beeindruckt Orliński aber in den ruhigen Arien (z.B. "Dum infans iam dormit" von Nicola Fago) mit großer stimmlicher Wärme und spannungsvoller Gestaltung.
Wenn es Kritik an dieser CD gibt, dann allenfalls konzeptionell: Die geistlichen Werke weisen zwar allesamt ein hohes musikalisches Niveau auf, lassen aber einen inhaltlichen Zusammenhang vermissen: Hier ein Vesperpsalm, da ein Stückchen aus einer Messe, hier eine Weihnachtskantate, dort ein Stückchen aus der Totensequenz. Aber das Album ist eben ganz auf den Solisten zugeschnitten. Selbst das Ensemble Pomo d’oro spielt hier nicht ein einziges autonomes Instrumentalwerk, sondern fungiert als reines Begleitensemble.
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