Christoph Prégardien

Christoph Prégardien debütiert als Bariton: Gemeinsam mit dem Vox Orchester spielt er Kantaten von Bach und Telemann ein.

Für die Alte Musik ist er eine Institution: Der Tenor Christoph Prégardien begeistert seit mehr als 30 Jahren mit beispielhaften Interpretationen der Musik von Monteverdi, Bach oder Schubert. Jetzt hat der 62-jährige Sänger, von dem es weit mehr als 100 CD-Einspielungen gibt, doch noch für eine Premiere gesorgt: Begleitet vom Vox Orchester hat er erstmals eine CD in Baritonlage eingespielt.

Ausgewählt hat Christoph Prégardien für sein Bariton-Debüt zwei Kantaten von Georg Philipp Telemann und die Kantate „Ich will den Kreuzstab gerne tragen“ von Johann Sebastian Bach. Das ist alles andere als „Einsteiger-Literatur“, sondern, dem Status dieses herausragenden Sängers angemessen, höchst anspruchsvolles Repertoire für Bariton, gespickt mit virtuosen Koloraturen und spannungsvollen Bögen. Und das gilt keinesfalls nur für die berühmte „Kreuzstab“-Kantate, sondern auch für die beiden Telemann-Stücke, die dem Bach-Werk an Originalität und Ausdrucksstärke in nichts nachstehen.

Dass hier Christoph Prégardien singt, ist mit den ersten Takten klar, wenn auch die Stimmlage zunächst recht ungewohnt ist. Was ihn als Tenor so unverwechselbar ausgezeichnet hat, also seine überaus präzise Stimmführung, die klare Deklamation und das überlegene Phrasieren, übernimmt er unmittelbar ins Baritonfach. Naturgemäß fehlt zwar das Strahlen der höheren Tonbereiche, aber auch in der Tiefe besitzt Prégardien herausragende stimmliche Qualitäten. Seine Baritonstimme strömt warm dahin und übermittelt eine enorme emotionale Kraft. Es ist zutiefst glaubwürdig, wie Christoph Prégardien die vertonten Texte umsetzt, von der schlichten Choralmelodie über differenzierte Rezitative bis zu kraftvollen Arien. Das hat Grandezza, auch wenn die Koloraturen zuweilen in tiefer Lage ein wenig verschwimmen oder auch einzelne Deklamationen leicht überbetont erscheinen. Das Vox Orchester begleitet den Sänger sehr zuverlässig und engagiert und trägt überdies noch zwei Ouverturen von Fasch und Telemann bei. Offen bleibt allerdings, welcher Chor den Schlusschoral der „Kreuzstab“-Kantate singt und weshalb auf die Colla-parte-Begleitung des Orchesters verzichtet wird (Singen hier die Orchestermitglieder? Im Booklet findet man keinen Anhaltspunkt dazu.). Ausgerechnet der Abschluss dieser fantastischen Kantate gerät dadurch ein wenig in Schieflage.