Organisten können sich im Falle Johann Sebastian Bachs nun wirklich nicht über mangelnde Literatur beschweren. Aber eines wurmt sie dann doch: Warum ist von Bach nicht mal ein einziges Konzert für Orgel und Streicher überliefert? Der belgische Organist Bart Jacobs hat nun für Abhilfe gesorgt und mehrere solche Konzerte rekonstruiert und mit Les Muffatti eingespielt.
Die Rekonstruktion Bachscher Orgelkonzerte mit Orchester ist nicht aus der Luft gegriffen. Im Jahre 1726 schrieb Bach in Leipzig eng hintereinander mehrere Kantaten, in denen er der Orgel jeweils einen virtuosen Solopart zugeordnet hat. Höchstwahrscheinlich handelt es sich bei diesen Sinfonien, Chorsätzen und Arien aber nicht um Neukompositionen, sondern um Arrangements bereits vorher komponierter Konzerte für Orgel und Orchester, die heute verschollen sind. Später hat Bach viele dieser Sätze nochmals weiterverarbeitet, und zwar meistens zu Cembalokonzerten. Eine Rekonstruktion der originalen Orgelkonzerte erscheint also mehr als sinnvoll.
Vier Konzerte hat Bart Jacobs aus einzelnen Sätzen zusammengestellt und dabei etliche orgelgemäße Veränderungen vorgenommen (Streichen von Vokalpassagen, Hinzufügen von Pedaltönen und Füllakkorden). Das Ergebnis ist überraschend und überaus klangschön: Der stationäre Orgelklang schwebt mit farbigen Registern in der Oberstimme wunderbar über den Streichern, stützt aber auch mit Mittel- und Bassstimmen den harmonischen Zusammenhalt. Bart Jacobs ist ein exzellenter Organist, der die virtuosen Passagen mühelos meistert, aber auch sehr intelligent phrasiert und registriert. Zugute kommt ihm die ausgewählte Orgel: eine Silbermann-Kopie im belgischen Ort Bornem.
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