Die sechs Sonaten für Violine und obligates Cembalo von Johann Sebastian Bach (BWV 1014–1019) sind unbestritten Spitzenwerke der barocken Kammermusik. Schon Bachs erster Biograph, Johann Nikolaus Forkel, schätzte 1801 den Schwierigkeitsgrad treffend ein: „Die Violinstimme erfordert einen Meister. Bach kannte die Möglichkeiten dieses Instruments und schonte es eben so wenig, als er sein Clavier schonte.“ Die Besonderheit des Zyklus besteht darin, dass Bach die Violin- und die Cembalostimme satz- und spieltechnisch vollkommen ebenbürtig behandelt. Da die Violinstimme und die Oberstimme des Cembalos dieselben Themen und Figuren darbieten, ergibt sich beim Hören der Charakter einer Triokomposition. Bach selbst haben die Stücke offenbar lebenslang begleitet, wie etliche Revisionen und Verfeinerungen im Notentext belegen.
Eine Neuaufnahme der sechs Bach-Sonaten haben nun Isabelle Faust und Kristian Bezuidenhout vorgelegt. Trotz der Prominenz und der großen Erfahrung dieser Künstler stecken darin gleich zwei Premieren: Es ist die erste auf CD gebannte Zusammenarbeit der beiden, und Kristian Bezuidenhout – der bislang eher als Fortepianospieler in Erscheinung getreten ist – spielt hier erstmals eine Aufnahme auf dem Cembalo ein. Es ist nicht selbstverständlich, dass zwei Ausnahmekünstler sich im Duo perfekt ergänzen – hier ist es tatsächlich der Fall. Kaum zuvor sind diese bekannten Stücke in solcher Klarheit und Transparenz, aber auch mit einem solch großen Maß an Dynamik und Musizierfreude eingespielt worden.
Isabelle Faust und Kristian Bezuidenhout präsentieren ein solch hervorragendes Zusammenspiel, dass man denken könne, es handele sich um ein seit Jahrzehnten eingespieltes Duo. In den vielen schnellen kontrapunktischen Passagen sind die beiden ein Muster an Präzision und gestalten die Sätze gleichzeitig mit großer Abwechslung und Spritzigkeit. Präsentiert wird die Aufnahme in einem fantastischen Klangbild. Stets sind die einzelnen Stimmen absolut plastisch heraushörbar (nichts wabert im Bassbereich des Cembalos, nichts verwischt bei schnellen Koloraturen), und dennoch erhält man nie den Eindruck einer akademischen-abgeklärten Darbietung. Zweifelfrei eine neue Referenzaufnahme!
Interpretationen - Palestrinas „Missa Papae Marcelli“
06. Juli 2025 15:05 - 06. Juli 2025 17:00
Deutschlandfunk Kultur
Giovanni Pierluigi da Palestrina – geboren vor 500 Jahren – war bereits zu Lebzeiten die überragende Autorität in Sachen Sakralmusik. Als Kapellmeister an verschiedenen römischen Kirchen und Komponist für die Päpstliche Kapelle schuf er eine Vielzahl von Messen und Motetten für den liturgischen Gebrauch. Über Abschriften und Drucke wurde diese Musik in ganz Europa bekannt und beliebt. Bis heute reißt die Faszination an dieser klaren, kontrapunktisch bestimmten Vokalmusik nicht ab und reizt Chöre und Soloensembles zu immer neuen Interpretationen. Besonders häufig wurde in den vergangenen Jahrzehnten Palestrinas „Missa Papae Marcelli“ eingespielt, ein Werk, von dem der Komponist selbst behauptete, es sei in einer „neuen Weise“ komponiert worden.
Gast: Ludwig Böhme, Leiter des Windsbacher Knabenchors... Weitere Termine zeigenWeniger zeigen