Bach und Weiss

Johannes Pramsohler und Jadran Duncumb haben einen fiktiven Musikabend mit dem Thomaskantor Johann Sebastian Bach und dem Hoflautenisten Silvius Leopold Weiss nachgestellt.

Der in Paris lebende Barockgeiger Johannes Pramsohler hat in den vergangenen Jahren im Eigenlabel Audax gleich mehrere bemerkenswerte CDs herausgebracht, meist mit seinem Ensemble Diderot. Auf seiner neuesten CD widmet er sich gemeinsam mit dem Lautenisten Jadran Duncumb der Musikerfreundschaft zwischen dem Leipziger Thomaskantor Johann Sebastian Bach und dem Dresdner Hoflautenisten Silvius Leopold Weiss.

Von 1718 an wirkte der aus Schlesien stammende Weiss als Lautenist am kurfürstlichen Hof in Dresden; zuvor hatte er sich unter anderem in Düsseldorf und Rom aufgehalten. Im Kontext der prominent besetzten Dresdner Hofkapelle hatte Weiss offensichtlich einen Sonderstatus inne: Er zählte zu den bestbezahlten Musikern (mit dem 16-fachen Jahresgehalt des Thomaskantors Bach!) und genoss hohes Ansehen und besondere Privilegien. Weiss hinterließ mehr als 150 Kompositionen, die meisten davon für sein Paradeinstrument Laute. Mit Johann Sebastian Bach (der von Leipzig aus immer gern mit einem halben Auge nach Dresden lugte) verband Weiss eine langjährige Freundschaft. Belegt sind mehrere Treffen der beiden Spitzenmusiker, so etwa 1739 in Leipzig. Anlässlich dieser Zusammenkunft hat Bach eine umfangreiche Lautensuite von Weiss für die neue Besetzung Violine und Cembalo bearbeitet, so zumindest lautet die allgemeine These über die Suite A-Dur BWV 1025. Johannes Pramsohler und Jadran Duncumb melden im Booklet ausführlich ihre Zweifel an dieser Ansicht an und stellen auf der CD ihre Version des Stückes für Violine und Laute vor.

 

In der Interpretation von Johannes Pramsohler und Jadran Duncumb klingt die A-Dur-Suite ruhiger, intimer und weniger brillant als in der gewohnten Fassung für Violine und Cembalo. Aber gerade dieser etwas zurückgenommene Klangcharakter beeindruckt tief. Violine und Laute stellen sich trotz des großen Unterschieds ihrer Lautstärke sehr gut aufeinander ein und bestechen mit Präzision.

 

Die A-Dur Suite ist zwar das Hauptwerk der CD, aber beide Künstler steuern noch jeweils ein gewichtiges Solowerk bei. So präsentiert Jadran Duncumb eine der vielen Solosuiten von Weiss, und Johannes Pramsohler lässt es sich nicht nehmen, mit der Partita d-Moll (BWV 1004) noch ein Spitzenwerk der Violinliteratur einzuspielen. Ihm gelingt auch hier eine hervorragende Darbietung dieses vielgespielten Werkes. Die abschließende Ciaccona spielt er in überraschend schnellem Tempo, wodurch der ursprüngliche Tanzcharakter dieses Satzes wieder deutlich wird.