Passionsvertonungen - Neuentdeckungen und Neueinspielungen

In den letzten Monaten sind mehrere sehr originelle Passionsvertonungen mit Musik des 17. bis 19. Jahrhunderts erschienen

Über viele Jahre beschränkte sich der CD-Markt in puncto Passionsvertonungen auf die beiden großen Werke von Johann Sebastian Bach. Daneben gab es nur punktuell Alternativen. Das hat sich inzwischen grundlegend geändert; das durch Notenausgaben und Aufnahmen zugängliche Passionsrepertoire hat sich gewaltig vergrößert. Im laufenden Jahr 2025 sind gleich eine ganze Reihe von Neuentdeckungen bzw. Neuaufnahmen bislang wenig bekannter Werke erschienen. Sechs ausgewählte Aufnahmen seien hier kurz vorgestellt:

Jacob Schuback, Brockes-Passion (cpo)

Die Überraschung der diesjährigen Passionssaison: eine bislang nicht bekannte Brockes-Passion, vertont (sehr spät) 1754 von Jacob Schuback, einem Telemann-Schüler aus Hamburg. Viele kurze originelle Arien und wortbezogene Rezitative voller Dramatik in einer sehr schönen Live-Aufführung mit der Capella Cathedralis Fulda und L'arpa festante unter Franz-Peter Huber.

Leçons de Ténèbres (alpha)

Das französische Ensemble Les Surprises präsentiert auf seiner neuesten CD Passionsmusik von François Couperin und Michel Delalande, darunter vor allem die eindrucksvollen Solo-Lamentationen von Couperin. Ruhige und enorm ausdrucksstarke Musik aus dem barocken Frankreich.

Louis, Spohr, Des Heilands letzte Stunden (Carus)

Louis Spohrs kaum bekanntes Passionsoratorium "Des Heilands letzte Stunden" hat Frieder Bernius in bewährter Qualität neu aufgenommen. Florian Sievers singt einen beeindruckenden Johannes, der Kammerchor Stuttgart und dei Deutsche Kammerphilharmonie Bremen reagieren höchst sensibel und gekonnt auf die differenzierte Partitur.

Christoph Demantius, Johannes-Passion (cpo)

Auf der neuesten Veröffentlichung des Ensembles Polyharmonique findet sich eine Rarität der deutschsprachigen Passionsvertonungen: die Johannes-Passion von Christoph Demantius, eine Figuralpassion von 1631 für sechsstimmiges Vokalensemble. Hervorragend gesungen und auch sinnvoll erweitert in dieser Aufnahme mit Motetten des 17. Jahrhunderts.

Lacrimae (Supraphon)

Die Kirchenmusik von Jan Dismas Zelenka steht im Mittelpunkt dieser neuen CD des Collegium Marianum. Der Bassist Tomáš Šele singt unter anderem eine Lamentationsvertonung, aber auch einen Psalm und ein Salve Regina.

Georg Philipp Telemann, Lukas-Passion 1744 (Carus)

46 Passionen hat Telemann komponiert, die Hälfte ist erhalten, darunter auch die Lukas-Passion von 1744, ein wunderbar abwechslungsreiches und originelles Werk. Sophie Junker und Benedikt Kristjánsson sind die prägenden Vokalsolisten, begleitet vom Breslauer Barockorchester und dem Dresdner Kammerchor unter Jaroslaw Thiel ergibt sich eine beglückende Neueinspielung.