Vor knapp zwei Jahren war es eine mittlere Sensation für alle Freunde der Alten Musik: Dem Gambisten Thomas Fritzsch gelang es nach aufwändigen Recherchen, das vermutlich einzig erhaltene Exemplar der zwölf Gambenfantasien von Georg Philipp Telemann wiederzufinden. Damit war die Suche nach dieser 1735 veröffentlichten und längst verloren geglaubten Sammlung zu einem glücklichen Abschluss gekommen.
Die großen Erwartungen an die Kompositionen hatten sich schnell bestätigt: Telemann hatte – analog zu seinen Solowerken für Traversflöte und Violine – höchst artifizielle Werke für Gambe solo geschaffen, die in ihrem Einfallsreichtum und ihrer Vielgestaltigkeit beeindrucken. Hinsichtlich der Formen, Satzfolgen und Tonarten sowie der Spiel- und Kompositionstechniken bediente sich Telemann eines riesigen Spektrums. In den zwölf Fantasien finden sich kunstvoll angelegte Fugen ebenso wie moderne konzertante Sätze, komplizierte Doppelgriffpassagen und rasante einstimmige Teile, volkstümlich klingende Tänze und hoch sensible Miniaturen.
Nachdem der Entdecker der Sammlung, Thomas Fritzsch, 2015 die Erstausgabe und die Ersteinspielung vorgelegt hat, ist nun eine weitere Gesamteinspielung der zwölf Suiten erschienen. Solist ist diesmal der italienische Gambist Paolo Pandolfo, der seit vielen Jahren an der Schola Cantorum in Basel lehrt und mit vielen großartigen Einspielungen und Konzerten für Aufsehen gesorgt hat.
Seine Interpretation der Telemann-Fantasien ist spannungsvoll, abwechslungsreich und hochtransparent. Wo Thomas Fritzsch noch mit einem halligen Aufnahmeort und etlichen Nebengeräuschen zu kämpfen hatte, herrscht bei Paolo Pandolfo eine geradezu unbändige Klarheit.
In faszinierender Weise gelingt es ihm, die kontrapunktischen Strukturen herauszuarbeiten, er brilliert in den virtuosen Passagen mit blitzsauberen Läufen und Arpeggien, kann aber auch dramatische Abgründe darstellen (in einigen langsamen Sätzen) und hat einen Sinn für den "Spaßmacher" Telemann (in derb folkloristisch angehauchten Abschnitten). Pandolfos Einspielung der Gambenfantasien von Telemann wird wohl eine ganze Weile Referenzstatus besitzen.
Neue Einspielungen
05. Juli 2025 11:00 - 05. Juli 2025 12:00
Gewandhaus Radio
Vorstellung von CD-Neuerscheinungen aus dem Bereich der Alten Musik
Interpretationen - Palestrinas „Missa Papae Marcelli“
06. Juli 2025 15:05 - 06. Juli 2025 17:00
Deutschlandfunk Kultur
Giovanni Pierluigi da Palestrina – geboren vor 500 Jahren – war bereits zu Lebzeiten die überragende Autorität in Sachen Sakralmusik. Als Kapellmeister an verschiedenen römischen Kirchen und Komponist für die Päpstliche Kapelle schuf er eine Vielzahl von Messen und Motetten für den liturgischen Gebrauch. Über Abschriften und Drucke wurde diese Musik in ganz Europa bekannt und beliebt. Bis heute reißt die Faszination an dieser klaren, kontrapunktisch bestimmten Vokalmusik nicht ab und reizt Chöre und Soloensembles zu immer neuen Interpretationen. Besonders häufig wurde in den vergangenen Jahrzehnten Palestrinas „Missa Papae Marcelli“ eingespielt, ein Werk, von dem der Komponist selbst behauptete, es sei in einer „neuen Weise“ komponiert worden.
Gast: Ludwig Böhme, Leiter des Windsbacher Knabenchors... Weitere Termine zeigenWeniger zeigen
Meine Musik - zu Gast: Miriam Feuersinger
07. Juli 2025 14:05 - 07. Juli 2025 16:00
rbbKulturMasurenallee 8-14Berlin,14057 Karte
Zu Gast: Die Sopranistin Miriam Feuersinger, eine der führenden Bach-Stimmen unserer Zeit +++ Gespräche über Bach, Buxtehude, Erlebach und andere Komponisten, aber auch über glaub-würdiges Singen