Zahlen haben ihre Magie. Das gilt ganz besonders für Jahreszahlen, die uns ständig als Anhaltspunkte durch unsere Lebenszeit führen und mit runden Jubiläen regelmäßig an Ereignisse der näheren und weiteren Vergangenheit erinnern.
Das Phänomen ist keineswegs neu, schon im Jahre 1300 rief Papst Bonifatius VIII. ein »Heiliges Jahr« aus, das an die »runde« Wiederkehr der Geburt Christi erinnern sollte. Geplant waren solche »Jubeljahre« im Abstand von 100 Jahren, schon im 15. Jahrhundert wurde der Takt jedoch auf 25 Jahre gesenkt, um häufiger Anlass zu solch außergewöhnlichen Feiern zu bieten. Aber auch Krönungsjubiläen, Geburts- und Sterbetage hochrangiger Persönlichkeiten oder Jahresgedenktage von Revolutionen, Reformationen, Staatsgründungen und sonstigen historischen Meilensteinen gehören seit Jahrhunderten zum weltweiten Feiertagskalender.
Die 25er-Jahre
Das laufende Jahr 2025 markiert nicht nur ein Vierteljahrhundert, sondern ist auch reich an musikalischen Jubiläen. Dieses Motiv nimmt unser Festival SPAM – Spandau macht Alte Musik auf und präsentiert Konzertprogramme, die jeweils einen speziellen Fokus auf ein 25er-Jahr vergangener Jahrhunderte richten.
Den ältesten Beitrag zu dieser Jubiläumsrevue bringt das Ensemble Ala Aurea mit Werken des portugiesischen Königs Dom Dinis. Dieser feinsinnige Regent, der sich als führender Dichter seiner Zeit betätigt hat, ist 1325, also vor 700 Jahren verstorben.
Zwei Jahrhunderte später, 1525, wurde in Palestrina bei Rom der Komponist Giovanni Pierluigi da Palestrina geboren. Der RIAS Kammerchor Berlin wird in seinem Festivalkonzert mit kunstvoller a-cappella-Kunst an diesen überragenden Kapellmeister erinnern und seine Musik mit Vokalwerken anderer Komponisten aus Renaissance und Gegenwart in Beziehung setzen.
Eine spektakuläre Theateraufführung fand fast auf den Tag genau vor 400 Jahren – nämlich zur Karnevalszeit 1625 – in Florenz statt: Francesca Caccini brachte ihre Oper »La Liberazione di Ruggiero dall’isola d’Alcina« auf die Bühne. Katharina Bäuml und Mirella Weingarten widmen sich mit Capella de la Torre diesem ersten überlieferten Bühnenwerk einer Frau. 1625 ist auch das Sterbejahr von Orlando Gibbons, einem der bedeutendsten Vertreter der englischen Consortkunst. Das Ricercar Consort unter Philippe Pierlot bietet gleich sechs Spitzen-Gambist*innen auf, um diese hohe Kunst des Gambenconsorts bei SPAM zu zelebrieren.
Richtig dicht wird es dann im Jahre 1725: Elina Albach hat aus Kantaten von Johann Sebastian Bach, die vor 300 Jahren entstanden sind, ein neues Stück zusammengestellt, das in seiner Geschlossenheit fast wie ein kleines Oratorium wirkt und unser Festival eröffnen wird. Gleich noch einmal Bach gibt es im Konzert der Sopranistin Miriam Feuersinger und des Capricornus Consorts Basel, hier wird besonders an das Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach erinnert, das 1725 angelegt wurde. Das Ensemble La Rubina und die Sopranistin Marie Luise Werneburg gestalten in St. Nikolai ein Konzert zu Ehren des 300. Todestages von Johann Philipp Krieger und die Lautten Compagney Berlin feiert auf ihre sehr besondere Weise das 300. Jubiläum eines der bekanntesten Werke der Barockmusik – der »Vier Jahreszeiten« von Antonio Vivaldi.
Die Akademie für Alte Musik Berlin blickt in ihrem Festivalkonzert nur zwei Jahrhunderte zurück und präsentiert unter anderem Mendelssohns brillantes Oktett, das 1825 in Berlin entstanden ist. Und mit einer opulenten »Schubertiade« werden Jan Kobow, Maria Ladurner und Christoph Hammer viele Schubertlieder und -klavierstücke aus dem Jahre 1825 nach Spandau bringen.
Salonmusik und next generation
Parallel zu diesen themengebundenen Konzerten gibt es im Rahmen von SPAM 25 noch einige kleiner besetzte Konzerte, die auf ihre Weise den Festivalablauf bereichern. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie innerhalb der Zitadelle an sehr speziellen Orten präsentiert werden. Johanna Bartz und Pablo Sosa del Rosario spielen auf ihren Traversflöten wunderbare Duette, die das Publikum in die Berliner Salonkultur des späten 18. Jahrhunderts versetzen wird. Inhaltlich passend findet dieses Konzert inmitten der Exponate des Stadtgeschichtlichen Museums statt. Jermaine Sprosse konzertiert im ZAK – Zentrum für Aktuelle Kunst – auf dem sanften Clavichord. Die von ihm ausgewählten Werke der Bach-Familie treten in Austausch mit der bildenden Kunst. Und die Berliner Barock-Compagney wird erstmals nach mehr als einem Jahrzehnt wieder in ihrer Kernbesetzung auftreten, mit Georg Kallweit, Jan Freiheit und Christine Schornsheim, umgeben von politischen Denkmälern der Ausstellung »Enthüllt«.
Last but not least räumen wir der jüngeren und jungen Generation auch bei diesem Festival wieder viel Platz ein. Zwei Familienkonzerte werden auf spielerische Art und Weise Kindern den Zugang zur Alten Musik ermöglichen, dabei wird sich das Ensemble Sprezzatura mit dem Ohrwurm befassen und das Aurum Ensemble gibt Einblicke in die »Goldberg-Variationen« von Johann Sebastian Bach.
Schließlich können Sie unter dem Motto »Update 25 – Alte Musik ganz jung« einen ganzen Nachmittag und Abend lang Nachwuchskünstler*innen im Wandelkonzert erleben, darunter Studierende der Universität der Künste, aber auch das Jugendensemble Alte Musik JAM, den Kinderchor Cantores minores und Musikschüler*innen aus Spandau. Hier spielt die Zukunft!
Seien Sie alle zu diesem kontrastreichen Festival herzlich willkommen. Alle weiteren Informationen und Tickets unter www.spam.berlin
Keine bevorstehenden Termine